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Chris Shiflett – Hard Lessons (guitar-Interview)

Chris Shiflett ist seit genau 20 Jahren Dave Grohls rechte Hand bei den Foo Fighters. Der ehemalige No-Use-For-A-Name-Gitarrist ist bekannt dafür, die Power des Punkrock mit dem Melodiegefüge des Classic Rock zu vereinen. Auf seinem hörenswerten neuen Solo-Album begibt er sich ins Herz der musikalischen Seele Amerikas. Das Country-Rock-Album Hard Lessons nahm er in Nashville auf – und kredenzt uns darauf erstklassige Gitarrenarbeit sowie tiefschürfendes Textwerk.

Chris Shiflett 1

Chris, du hast mit Hard Lessons ein unglaublich Gitarren-getriebenes Album aufgenommen. Wie gingst du dabei vor, dem Instrument so viel Platz im Bandsound und Songwriting zu geben?
Es klingt albern, aber es hatte wirklich etwas mit dem Verstärker zu tun, den ich spielte. Mein Producer sagte einfach zu mir: Lass uns alles über einen Marshall JCM 800 einspielen – du wirst schon sehen! (lacht)

Wirklich? Das würde man nicht vermuten – wo das Album doch im Country-Rock angesiedelt ist.
Ich denke ein Marshall ist einfach ein Klassiker, der ja auch schon bei den Allman Brothers und vielen anderen Bands auftauchte, auf denen meine aktuelle Musik basiert. Unser Produzent Dave Cobb riet mir, ein ganz spezielles Modell aus dem Jahr 1981 zu besorgen. Also suchten wir Nashville ab und fanden ein Exemplar in hervorragendem Zustand, das exakt den gesuchten Ton brachte. Ich war immer großer Fan von Marshall – aber nur wenn andere Leute sie spielten. Mit den irrsinnnig vielen Modellen hatte ich mich nie auseinander gesetzt. Aber dieser JCM800 ist das absolute Kernstück des Albums – ich spielte ihn auf jedem einzelnen Song. Der einzige andere Amp, den wir verwendeten, war ein Marshall JMP, den wir uns von jemandem ausgeliehen haben.

Also hast du dich voll auf den Produzenten eingelassen, was die Sounds angeht?
Dave Cobb besitzt eine wahnsinnige Sammlung an Amps. Er besitzt neben allen Klassikern auch Dumble-Amps, sowie seltene alte Fender- und Vox-Amps. Ich kann sagen, dass ich eine ganze Menge bei ihm gelernt habe und immer noch lerne. Wir haben ja schon einige Alben zusammen aufgenommen und ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns ein Stück intensiver mit den Sounds beschäftigen können. Hast du dich im Thema Gitarren auch an Daves Weisungen gehalten? Schließlich muss ein Instrument ja auch zur persönlichen Spielweise und Haptik passen.
Ich habe mein Fender-Signature-Modell in einer Masterbuilt-Variante gespielt. Es handelt sich hierbei um eine rote Telecaster Deluxe. Sie hat zwei P-90-Tonabnehmer, einen modernen Griffbrettradius (12 Zoll, Anm. d. A.) sowie eine Strat-Kopfplatte. Aber du hast recht: Ich verwendete auch Gitarren von Dave – unter anderem eine Gibson Les Paul Goldtop aus dem Jahr 1957 mit PAF-Humbuckern. Außerdem nahm ich für einen Song noch eine Baritone-Gitarre der Marke Jerry Jones her.

Man hört auch ein paar Effekte – was hast du da eingesetzt?
Ich verwendete ein MXR Phase 90 – etwa auf dem Song „Welcome To Your First Heartache“. Bei „Weak Heart“ kam ein Wah-Wah als Filter zum Einsatz. Außerdem kaufte ich mir einen alten ADA-Flanger auf dem Online-Portal Reverb. Obendrauf kamen verschiedene Tape-Delays auf Songs wie „This Ol' World“ und bestimmten Solo-Parts zum Einsatz. Ansonsten wollte ich den Marshall nicht verwässern und ließ den Signalweg recht direkt.

Wie geht ihr beim Songwriting vor? Das Album klingt ja sehr nach dem Honky-Tonk-Sound Nashvilles …
Ich stand schon immer auf Country-Musik oder Musik, die vom Country beeinflusst wurde. Social Distortion waren für mich ein wichtiger Türöffner für diese Musik. Ebenso Sticky Fingers und Exile on Main Street von den Rolling Stones. Das waren für mich wichtige Anstöße, mich kreativ mit Country zu beschäftigen, weil sie diesen anderen Ansatz hatten. Also war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich mit dieser Musik befasse.

Chris Shiflett 2

Country- und Americana-Musik erfahren – wie so vieles zur Zeit – eine politische Aufarbeitung. Viele Jahre wurde ja in dieser Musik stillschweigend der Anspruch der Südstaaten auf Priviligiertentum gegenüber der schwarzen Bevölkerung tradiert – man denke an die Südstaatenflagge …
Absolut! Ich beziehe auf dem Album auch politisch Stellung zu fragwürdigen Handlungsweisen – etwa auf „This Ol' World“. Generell nehme ich die heutige Zeit als eine sehr spannende Phase für die Gitarren-Musik wahr. Fünfzig Jahre lang war gitarrengetriebene Musik Mainstream – heute, im Jahr 2019, ist sie es definitiv nicht mehr.

Denkst du, die Musikindustrie hat mit der durch das Internet ermöglichten Diversifizierung ihre Macht verloren, die Hörerschaften nach dem Schubladenprinzip zu bündeln?
Ich glaube, die Leute haben schon immer gehört, was sie wollten und dass die Musikindustrie das wenig steuern konnte. Aber ja, die Diversifizierung krempelt das Musikgeschäft diese Tage völlig um. Die Vertriebsstrukturen haben sich gänzlich gewandelt – Plattenläden sind vielerorts verschwunden, währenddessen täglich immens viel Musik ins Web hochgeladen wird. Es tobt heute ein erbitterter Kampf um winzige Momente der Aufmerksamkeit in einer Streaming-Playlist oder einem Social-Media-Kanal. Die Möglichkeit, dass jeder seine Musik hochladen kann, scheint zunächst demokratischer – bewirkt meiner Ansicht nach aber eher das Gegenteil.

Gehen wir nochmal auf die Texte deines Albums ein: Worum geht es bei dem Song „This Ol' World“?
Es geht um die Schwierigkeiten, die in den USA zurzeit durch Populismus entstehen – und zwar auf beiden Seiten. Jede Seite ist so entschlossen und unverhandelbar, dass sie sich gegenseitig hochschaukeln. Obwohl ich ein liberaler und progressiv denkender Mensch bin, der die Demokraten unterstützt, würde ich Hillary Clintons Hardlinertum dafür verantwortlich machen, dass Trump am Ende gewonnen hat. Also geht es bei der „alten Welt“ um unzeitgemäße Dickkopf-Diplomatie beider Lager – wobei sich dabei vor allem die Opposition schadet.

Wow, danke für diese Meinungsäußerung, Chris. Ich hoffe du bekommst jetzt nicht jede Menge politische Fragen in den nächsten Interviews vorgesetzt.
Gern geschehen und überhaupt kein Problem! (lacht) Ich habe den Song ja auch aus einem inneren Bedürfnis heraus geschrieben.

Worum geht es in „Welcome To Your First Heartache“?
Da geht es um meinen kleinen Sohn, der seinen ersten Liebeskummer verarbeiten muss – und dabei natürlich keinen Rat seines alten Vaters annehmen möchte. Und das wo der ihm doch gerne so viel dazu erzählen möchte! (lacht)

Text: Philipp Opitz
Fotos: Brantley Guitierrez

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