Gregor Hilden/Vintage Wax (Interview)
Verehrte Gitarristengemeinde: Es gibt Hoffnung für uns – sogar Gregor Hilden hat nach all den Jahren und all den Instrumenten, die er spielte, noch eine Lieblingsgitarre, auf die er sich festlegen kann. Wo Hilden seine stets interessanten Instrumente herbekommt, wie er zu Modifikationen an Vintage-Gitarren steht und was die Szene derzeit hergibt erfahrt ihr im folgenden Gespräch.
Wie kamst Du auf die Idee ein Organ-Trio zu gründen? Und wie habt ihr es hinbekommen dieses althergebrachte Konzept mit neuem Leben zu füllen?
Praktisch beschäftige ich mich mit dieser Musik erst seit fünf Jahren, habe aber zuvor schon zwanzig Jahre lang Platten aus diesem Genre gesammelt – etwa von Interpreten wie Jack McDuff, Jimmy McGriff oder Charles Earland. Als Bandkollegen verbindet Wolfgang Roggenkamp, Dirk Brand und mich unsere Affinität zum klassischen Sound der Sixties. Darüber hinaus verstand sich Wolfgang, unser Organist und Sänger, auf Anhieb gut mit Dirk, der schon seit längerem als Schlagzeuger mit mir spielt. Witzigerweise ist Wolfgang selbst ein sehr guter Drummer. Vintage Wax ist übrigens ein Kosename für Vinylschallplatten.
Gut zu wissen, also hat Vintage Wax nichts mit alten Pickups zu tun. Sag mal, wieso ist Osnabrück/Münster denn so ein Hotspot für gute Musiker und tolle alte Instrumente? Liegt das an Dir?
Nee, an mir liegt das sicher nicht! (lacht) Das liegt eher an engagierten Leuten wie Chris Rannenberg, der im „Pink Piano“ Ende der Achtziger Jahre tolle Sessions veranstaltet hat. Man kann es nicht hoch genug anrechnen, welche Pionierarbeit dort geleistet wurde. In diesem kleinen Club, der gerade einmal 80 bis 100 Leute fasste, hatte Rannenberg immer internationale Musiker zu Gast – und so wirkte der Ort wie eine Keimzelle für die hiesige Szene. Auch heute wachsen immer noch junge Bands aus der dort gelegten Tradition heraus, wie etwa die hörenswerte Formation „The Bluesanovas“, die ich nur empfehlen kann.
Es ist cool, dass Du Dich so für die Blues-Szene engagierst. Wo Du doch selbst kein hundertprozentiger Blues bist, oder?
Das stimmt, ich habe da eine kleine Sonderstellung eingenommen. Bei mir schwingen auch immer etwas Jazz, Rock, Soul und Funk mit. Diese Spielweisen haben mich immer begeistert und so habe ich sie in meinen Stil integriert. Ohne diese Facetten wäre ich nicht komplett, aber klar ist: Ohne den Blues geht’s nicht. Ironischerweise gibt es ja immer wieder Leute, die in ihren Kommentaren auf YouTube bemängeln, alle meine Demo-Videos würden irgendwie gleich klingen. Als kleinen Spaß habe ich dafür den Song „All Your Guitars Sound The Same“ auf die Platte gepackt in dem ich alle im Booklet aufgeführten Gitarrren der Reihe nach spiele. (Lacht)
Wie hast Du diesen eigenen Hilden-Sound kreiert oder besser gesagt wie hast Du ihn Dir erspielt?
Hauptsächlich durch das Hören von Platten. Jedes Mal wenn ich auf einer Aufnahme spannende Passagen heraushörte, Stellen an denen ich interessant Aspekte und Ansetze erkennen konnte, begann ich diese nachzuspielen. Kurze Zeit später habe ich diese Einflüsse aber auch immer gleich abgewandelt und mit anderen Licks vermischt – stets in dem Bestreben sie mir zu eigen zu machen, und sie nicht einfach nur nachzuspielen. Das auf sich wirken zu lassen erfordert jedoch sehr viel Zeit, die ich, seit ich meinen Shop „Greg's Guitars“ betreibe kaum noch habe.
Wie lange gibt es den Shop und wie geht es Dir heute mit diesem Business?
Professionellen Handel mit Equipment betreibe ich seit Mitte der 2000er, also so seit 2005 oder 2006. Was mir daran gefällt ist, die Rückmeldung, die ich etwa zu meinen Videos bekomme. Ich komme da zu einem Erkenntnisgewinn, wohin mich ein gewisses Instrument führt, wozu es mich inspiriert und auch wie das schlussendlich beim Hörer ankommt. In gewisser Weise kann ich meinen Umgang mit den Instrumenten damit auch kontrollieren.
Ganz heiße Frage: Wie kommst Du an all die tollen Gitarren? Magst Du uns das verraten?
Na klar – das ist kein Geheimnis. Also zunächst handle ich nur mit Instrumenten die mir selbst auch gefallen. Das ist mein Antrieb. Ich suche dabei viel in den USA und in Japan nach Instrumenten. Dabei kann ich meistens aus meinen Erfahrungswerten schöpfen. Zum Beispiel weiß ich, dass eine 1995er Gibson Les Paul Standard schonmal per se eine gute Gitarre sein könnte, wenn das Gewicht stimmt und sie auf den Bildern gepflegt rüberkommt. Es gibt durchaus auch Hersteller, die bei anklopfen. Aber es bestehen da aber keinerlei aktiven Verbindungen, da ich mich sonst zu sehr festlegen müsste. Prinzipiell würde ich sagen, dass die großen US-Marken wie Fender, Gibson, Martin oder auch Gretsch mein Steckenpferd sind.
Wie verhält es sich denn mittlerweile mit modifizierten Gitarren? Ist es heute, wo viele der Vintage-Gitarren schon an die 70 Jahre auf dem Buckel haben, noch ein Sakrileg die Bünde zu wechseln oder einen mikrofonisch gewordenen Pickup neu zu wachsen?
Bei den Gitarren, die ich verkaufe, und bei den Kunden denen ich am liebsten Gitarren verkaufe achte ich darauf, dass das Instrument gut bespielbar ist. Oft sind alte Gitarren, gerade was die Bünde betrifft, einfach nicht mehr up to date. Die Leute sind heutzutage nunmal einfach 6105-Medium-Jumbo-Bünde gewöhnt. Ich bin da also keineswegs orthodox und freue mich über den Komfort, den diese Upgrades bringen. Ich pflege so einerseits einen größeren Fundus an Original-Ersatzteilen, wie vor allem Pickups, mittels denen ich Gitarren wieder ins Original zurückversetzen kann. Andererseits arbeite ich aber auch gerne mit Tonabnehmer-Herstellern wie Harry Häussel oder auch Andreas Kloppmann zusammen um die passenden Pickups bauen zu lassen.
Hast Du diesbezüglich eine spannende Anekdote auf Lager?
Mit Kloppman besteht mittlerweile eine schöne und freundschaftliche Zusammenarbeit und er hat ein PAF-Set im Angebot, welches an die Pickups aus meiner 1968er Goldtop Les Paul angelehnt ist. Diese Gitarre ist extrem modifiziert, teilweise ausgehölt und mein absolutes Lieblingsinstrument. Ich entdeckte sie als ich meine originale 1959er Les Paul nach München verkauft hatte bei einem Kunden in der Ecke stehend und wusste nach dem ersten Anspielen, dass dies eine Gitarre für's Leben ist.
Text: Philipp Opitz
Fotos: Pollert