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Nathan Gray - Working Title (guitar-Interview)

Boysetsfire-Sänger Nathan Gray veröffentlicht sein viertes Solo-Album und vermengt mehr denn je frühe musikalische Einflüsse, die in einer einzigartigen Mischung münden. Frisch losrockend und hemdsärmlig-bodenständig ist der Sound seines umjubelnden Albums Working Title. Wir sprachen mit Nathan über seine Inspirationsquellen, seine Gitarrensounds und natürlich ein paar prominente Mitstreiter des Albums.

Nathan Gray Studio
Foto: Becky Fontaine

Nathan, es gibt eine ganze Bewegung an Post-Hardcore-Sängern, die sich einem traditionelleren Rock-Sound verschrieben haben. Deine Platte klingt allerdings deutlich knackiger und sehr eigenständig. Wie war dein Ansatz hierbei?
Vielen Dank, das freut mich sehr zu hören. Der Mid-West-Powerpop der Achtziger hat mich sehr geprägt, als ich noch ein junger Musikhörer war. Allen voran waren es The Replacements oder Hüsker Dü, die mich faszinierten. Auch The Cars oder sogar '80s Pop-Rock wie Rick Springfield waren die Musik, die bei mir alles ins Rollen brachten. Mein heutiger Stil ist eine Rückbesinnung auf meine ganz ursprüngliche Begeisterung für Musik, auf das was ich als Teenager hörte und wovon ich träumte.

Hören wir Nathan Gray heute also in seiner pursten Version?
In gewisser Weise schon, denn bei meiner ersten Band außerhalb Boysetsfire, die sich The Casting Out nannte, hatte ich auch noch deutlich mehr Songwriting und Arrangements meinen Bandkollegen überlassen. Die Musik, die ich heute mache, stammt hingegen zu hundert Prozent aus meiner Feder, was ein gewaltiger Schritt für mich als Solo-Künstler ist.

Chuck Ragan ist ebenfalls auf der Platte vertreten – hat er dich auch inspiriert, eine Solo-Karriere zu starten? Eure Musik klingt zwar jeweils etwas retro-geprägt und von Springsteen inspiriert, aber doch auch grundverschieden.
Chuck Ragan ist sicherlich der King dieser Post-Hardcore-Bewegung. Es macht mich stolz, wenn du sagst, dass wir anders klingen als er, da er wirklich eine große Strahlkraft ausübt, die uns alle beeinflusst hat. Auch Norbert Buchmacher, mit dem wir in Deutschland auf Tour sein werden, hat seinen ganz eigenen Sound entwickelt, obwohl er ja auch aus der Hardcore-Szene kommt und eine ganz ähnliche Entwicklung durchgemacht hat. Im Prinzip haben wir alle den selben Ansatz: Wir wollen unverblümte und pure Musik machen, die aus dem Herzen kommt.

Auch dein äußeres Auftreten in weißem T-Shirt, Jeans und Gibson-Gitarren in klassischer Bauform scheint diesem Pureness-Ansatz zu folgen, oder?
Dieser Look ist für mich der Inbegriff von hemdsärmligem Rock'n'Roll – oder ein Tribut an meine alten Rock-Helden. So wie mich die Musiker meiner Jugend durch Prägnanz und geniale Simplizität inspirierten, möchte ich heute auch als Künstler auf den Punkt kommen.

Inwieweit gilt das auch für die Gestaltung deines Bandsounds und die Wahl deines Instruments?
Die Gibson Les Paul Junior, die ich heute vorwiegend spiele, hat für mich definitiv den Look, den ich von Postern und Magazinen meiner Jugend kenne. Aber es war auch der Sound der darin verbauten P-90-Tonabnehmer, der mir wie ein Flashback ins Ohr ging. „So muss eine Gitarre klingen“, dachte ich, als ich sie das erste Mal spielte.

P-90s klingen rau und kräftig, verbergen keine Fehler und haben einfach Temperament. Außerdem beschränkt sich die Elektrik der Gitarre auf nur einen Pickup und zwei Knöpfe – das ist alles, was ich brauche und ich fühle mich pudelwohl damit.

Du erinnerst mich an Mike Ness, wenn du das sagst. Nicht nur, dass er auch auf P-90-Tonabnehmer steht – er versprüht auch mit der Art wie er sich kleidet oder seinen Proberaum und die Bühne einrichtet eine ganz gewisse Aura.Absolut – ich weiß, was du meinst. Mike Ness hat da eine ganz ähnliche Erforschung seiner Ursprünge geleistet und es ist bewundernswert, wie stilsicher er da vorgeht.

Nathan Gray Studio
Foto: Becky Fontaine

Setzt du auch wie Mike Ness auf Vintage-Equipment oder ist das für dich weniger wichtig?
Nein, die Gibsons die ich spiele, sind alle neue Modelle. Die Vintage-Gitarren sind mir einfach zu teuer – da hört die Retro-Liebe dann wieder auf. (lacht) Was mir sehr gut an der Gibson-Tribute-Serie gefällt, ist, dass die Gitarren über ein satiniertes Finish verfügen, das schon etwas eingespielt aussieht. So war die Entscheidung gegen ein Vintage-Instrument schnell gefallen.

Was für einen Amp spielst du beziehungsweise mit welchen Gerätschaften erzielst du den Sound, der dir vorschwebt?
Ich bin Feuer und Flamme für den Marshall Silver Jubilee 2550. Dieser Amp hat einen wunderbaren Punch, wenn man ihn mit P-90s anspielt. Pete von den Bouncing Souls hatte ein altes Modell gespielt und der hatte mir immer gut gefallen – das aktuelle Reissue dieses Amps steht dem Sound aber in nichts nach. Auch hier setze ich wieder auf neues Equipment. Der Sound gefällt mir sogar so gut, dass ich außer einem Stimmgerät keine anderen Pedale verwende.

Wirklich? Dein Pickup-Sound klingt sehr rund und warm – da muss es doch noch einen Trick geben, oder?
Okay, wenn du so fragst ... (lacht) Die zweite Gitarre haben wir über einen Somatone-Amp aufgenommen und wir haben diesen etwas in den Hintergrund gemischt. Außerdem verwendete ich auch keine normale Marshall-Box, sondern eine mit Vintage-30-Speakern bestückte Custom-Box, die über eine etwas massivere Bauweise verfügt und den Sound etwas abrupter wiedergibt. Darüber hinaus drehe ich den Tone-Regler an meiner Gitarre immer etwas zurück, er steht etwa auf Acht, das zähmt die Höhenwiedergabe der Gitarre ein wenig.

„Refrain“, der fünfte Song auf dem Album, basiert zum größten Teil auf einer Klaviermelodie. Wie hast du diesen Song geschrieben und aufgenommen?
Es ist schön, dass du danach fragst. Bei diesem Song habe ich wirklich viel experimentiert, was mir große Freude bereitet hat. Ich nahm drei verschiedenen Spuren auf, bei denen ich jeweils nur zwei Töne gleichzeitig auf dem Klavier eingespielt habe. Ich kann nämlich eigentlich gar nicht wirklich Klavier spielen und in dieser Multitrack-Methode konnte auch ich als Laie das komponieren, was mir im Kopf vorschwebte. Live spielt unser Bassist eine abgewandelte Version dessen, was ich im Studio zusammengestückelt habe. Ich glaube, so wie auf der Studioaufnahme kann man das eigentlich gar nicht spielen. (lacht)

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Was uns gleich zu deiner personellen Band- und Studio-Besetzung bringt. Sind die Leute, die am Album beteiligt waren, alles alte Bekannte?
Ja, das ist auch kurios. Unser Lead-Gitarrist Ben Christo ist ja eigentlich Gitarrist bei den Sisters Of Mercy und wir liefen uns irgendwann bei einem Boysetsfire-Konzert über den Weg, wobei wir herausfanden, dass wir beide gegenseitig Fans unserer Bands sind. So war es eine große Freude, ihn mit an Bord zu haben. Was er an technischem und musikalischem Verständnis besitzt, ergänzt sich perfekt mit meinem Rhythmus-Spiel. Unser Bassist Chris Rakus spielte schon viele Jahre als Boysetsfire-Aushilfs-Bassist mit und den Produzenten Pete Steinkopf kenne ich viele Jahre, da er bei den Bouncing Souls Gitarrist ist. Wie erwähnt, brachte Pete mich auf den Marshall-Amp und meinen Gitarrensound.

Um nochmal zu den Gitarren zu kommen. Die Art, wie du Akkorde greifst, sieht auf den Live-Videos etwas unkonventionell aus. Benutzt du spezielle offene Stimmungen auf deinen Gitarren?
Du wirst es nicht glauben, aber meine Lieblingsstimmung ist Drop-D. (lacht) Nein, im Ernst. Ich habe mir das bei den Foo Fighters abgeschaut und mit Drop-D lassen sich für mich ganz tolle Powerchords und Riffs kombinieren, die Ben dann mit seinen Lead-Parts verzieren kann. Ansonsten experimentiere ich nicht mit zu vielen musikalischen Tricks. Was vielleicht das Besondere an meinen Song-Melodien ausmacht, ist, dass ich konstant gegen die offensichtlichen Tonfolgen ankämpfe und immer einen anderen Weg suche, die grundlegende Melodie fortzuführen oder zu Ende zu bringen. Dort möchte ich mich selbst immer ein Stück weit überraschen – oder besser gesagt unterhalten. Das geschieht dann so ähnlich, wie ich auch an meinem Piano herumdoktore. (lacht)
Unser Produzent Pete Steinkopf ist aber auch stark verantwortlich dafür, dass die Platte so knackig losrockt, wie du Anfangs meintest. Pete sorgte immer dafür, dass wir die Songs ein paar bpm schneller spielten, als ich sie eigentlich komponiert hatte – einen Tipp, den ich nur zu gerne an andere Musiker dort draußen weiter gebe: Spielt mit Power, nicht einfach nur nach Schema F.

Text: Philipp Opitz
Fotos: Becky Fontaine

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