Richie Sambora (guitar-Interview)
Richie Sambora kehrte 2018 nach einer längeren Albumabstinenz zusammen mit Orianthi als RSO und mit dem Debüt Radio Free America zurück. Ein Gespräch über Liebe und Musik.

Richie, Du scheinst aktuell auf musikalischer und persönlicher Ebene glücklicher denn je zu sein.
Sambora: Das stimmt absolut! Wenn du als Künstler neue Wege beschreitest und durch die Bank gutes Feedback bekommst, ist das eine tolle Sache. Orianthi und ich haben in den letzten drei Jahren unzählige Shows gespielt, pausenlos an unseren Stücken komponiert und während dieser Zeit mit unserem Freund Bob Rock [Produzent von unter anderen Bon Jovi, Metallica, Mötley Crüe, The Cult] Radio Free America eingetütet. Ich denke, dass wir insgesamt einen echt guten Job abgeliefert haben. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber ich bin insgesamt sehr stolz auf das Geleistete.
Das People Magazine bezeichnet dich und Orianthi als „himmlisches Paar“ – wo begann die Reise, die in Radio Free America ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat?
Die Geschichte fing – ob man’s glauben mag oder nicht – in unserer Küche an! Nach dem Aufstehen trafen wir uns dort. Es standen Gitarren herum, und wir hielten unsere Ideen mit „Garageband“ fest. Ich hatte damit keine Erfahrung. Also übernahm Ori den Part am Mac, und wir schrieben ohne jegliche Restriktionen oder Zwänge drauf los.
Orianthi und du bringt zwar bei RSO alle euere Trademarks ein, aber überrascht gleichzeitig mit einem Füllhorn an neuen Spieltechniken und per Saitentransfer ausgedrückten Gefühlslagen. Wie habt ihr die Fluchttür aus der Komfortzone gefunden?
Es passierte irgendwie alles wie von selbst, und wir ließen alles zu, was uns in den Sinn kam. Da der ganze Zauber in unserer Küche vonstattenging, besaßen wir auch alle Zeit der Welt, um jeden Einfall auszuarbeiten. Ab und an schauten Nachbarn wie etwa Stevie Wonder oder Robby Krieger [The Doors] vorbei und verbreiteten noch mehr positive Vibes. Nebenbei bemerkt: Es gibt weitere 15 fertige Lieder, die in diesen Sessions entstanden.
Warum war Bob Rock genau der richtige Produzent für das RSO-Debüt?
Es ist ja kein Geheimnis, dass Bob und ich zusammen irgendwas um die 70 Millionen Platten verkauft haben und darüber hinaus auch gute Freunde sind. Sein Portfolio reicht von Metallicas Metallica (1991) bis hin zu Michael Bublé. Genau das war es, was ich für RSO brauchte! Einen Mann am Mischpult, der über alle Genregrenzen hinweg großartige Alben produziert. Da Radio Free America keiner vorgefertigten Formel folgt und allerlei Stilistiken, die, durch einen roten Faden verbunden, eine Einheit bilden, besitzen sollte, konnte ich mir keinen besseren Partner als Rock vorstellen.
In Sachen Gitarren gab es vor Kurzem eine große Überraschung: Du bist zurück bei Ovation mit einem neuen Double-Neck-Signature-Modell! In den vergangenen Dekaden hat man dich ja fast ausschließlich mit Taylor oder Rockbridge auf den Bühnen rund um den Globus gesehen...
Ovation und ich besitzen eine über drei Jahrzehnte andauernde Geschichte. Die wiederaufgelebte Zusammenarbeit heißt aber nicht, dass ich keine Taylor- oder Rockbridge-Gitarren mehr spiele. Das ganze Projekt kam wegen einer Charity-Aktion zurück, mit der wir gemeinsam den Musikunterricht an Schulen unterstützen, weswegen es nur logisch war, diese ikonische Double-Neck zurückzubringen, die ich zusammen mit der Firma 1987 entworfen habe.
Über 130 Millionen verkaufte Alben, Shows vor über 30 Millionen Fans, und darüber hinaus bist du einer der erfolgreichsten Songwriter und Gitarristen der Musikgeschichte. Gibt’s für dich eigentlich noch irgendetwas auf deiner bucket list?
Spaß haben und neue Musik erschaffen, bis ich ins Gras beiße! [lacht] Ich besitze keine bucket list und werde mir auch an diesem Punkt in meinem Leben sicher keine mehr zulegen! [schmunzelt]
Text: Chris Franzkowiak
Foto: Joseph Lianes