Interview mit William Prince
Junge Songs mit alter Seele
Country-Folksänger gibt es in Nordamerika in fast jeder Bierbar. Nur wenigen gelingt der Aufstieg aus dem Kneipendunst ins internationale Rampenlicht. Chris Stapleton, The White Buffalo und Ryan Bingham zählen zu den Glücklichen, die dieses Kunststück vollbracht haben. Auch der Kanadier William Prince (33) malochte lange Jahre im Untergrund – bis 2015 sein Debüt Earthly Days aufhorchen ließ.
Jahrelanges Malochen im Untergrund stärkt den Charakter, könnte man sagen. Schön ist es, wenn ein Künstler dann doch irgendwann die Anerkennung erntet, die er verdient hat – wie William Prince 2015 mit seinem Debüt Earthly Days. Verstärkend dazu kam sein Hit „Breathless“ , der dem Singer-Songwriter aus Winnipeg die Aufmerksamkeit der Medien sicherte. Der Stammesangehörige der Peguis First Nation gewann 2017 einen Juno und ging anschließend im Vorprogramm von Neil Young auf US Tournee. Nun legt William Prince sein aktuelles, zweites Album Reliever vor, zehn neue Songs, getragen von seinem beruhigenden Bariton, umrahmt von warmem Country-Folk.
Welche Musiktradition hat die Peguis First Nation?
Die traditionelle Musik der Peguis konzentriert sich auf Trommeln und Kehlgesang, Musik für das Pow-Wow. Mein Vater war Pastor, also bin ich mit Gospel aufgewachsen. Er hat mehrere Platten aufgenommen. Die Leute der Peguis sind große Musikliebhaber, sie mögen John Fogerty und CCR, Johnny Cash, Kris Kristofferson und Merle Haggard. Diese Künstler haben mich geprägt, ich wollte immer ein Songwriter werden. Ich schrieb Gedichte und komponierte später, als ich ein besserer Musiker wurde, Melodien dafür.
Nimmst du an Pow-Wows teil?
Nein, ich wurde als Christ erzogen. Ich verbinde den traditionellen indigenen Glauben mit dem Christentum. Wir hatten eine Country & Western- und Gospelband und spielten immer am Sonntag in der Kirche. Country war immer von Gospel inspiriert, nimm etwa Hank Williams.
In welchem Stil waren deine früheren Songs gehalten?
Ich schrieb traditionelle Gospiellieder für die Alben meines Dads. Er konnte die alten Choräle singen, wir spielten auf Beerdigungen und bei Andachten. Da habe ich Dinge gelernt, die ich nun für weltliche Musik nutze. Inzwischen bezieht sich meine Spiritualität eher auf Liebe, Akzeptanz, den Kosmos und das Universum. Ich glaube an Energie und will der Beste sein, der ich sein kann. [...]
Das volle Interview gibt es guitar Magazin Ausgabe 02 / 2020