Test: Walrus Audio Ages Overdrive
Platz für einen dicken Brummer
Walrus Audio Ages Overdrive
Kreativ sind die Kollegen bei Walrus Audio immer schon gewesen. Der neue Ages Overdrive macht da keine Ausnahme, wenngleich er sich mit der wohl ältesten Effektkategorie der Welt beschäftigt– dem Overdrive. Und soviel sei vorab verraten, es geht nicht nur um einen Overdrive, der Ages hat gleich fünf Varianten an Bord. Ein dicker Brummer also!
Overdrives sind eine der fruchtbarsten und vielfältigsten Effektkategorien, was schlicht daran liegt, das man immer noch einen gebrauchen kann. Da gibt es eine tolle mathematische Gleichung, die das Verhältnis eines Gitarristen zu seinen Overdrives beschreibt: Wenn X1 = Anzahl Overdrives und X0 = vorhandene Anzahl Overdrives, dann lautet die Formel zum Glückschlicht X1 = X0 + 1. Also, dann bringen wir wieder ein wenig Stimmung in die Gleichung. Der Walrus Audio Ages Overdrive kommt im robusten Druckgussgehäuse, wurde komplett in Oliv gehalten, lediglich die Frontplatte wird Walrustypisch verziert. Als Bedienelemente stehen fünf Regler und ein Drehschalter zur Verfügung. Volume, Gain, Bass (übrigens vor der Clipping-Stufe) und Treble erklären sich mittels Benennung: Volume regelt die Lautstärke des Effekt-Signals im Verhältnis zum Ausgangssignal am Amp, Gain bestimmt den Grad der Verzerrung (im Rahmen des ausgewählten Overdrive-Modus), Bass und Treble regeln die Bässe respektive die Höhen. Die zentralen Elemente dieses Overdrives sind der Dry-Regler und der Mode-Schalter. Letzterer wählt die fünf zur Verfügung stehenden Overdrive-Charakteristiken an, die Bandbreite reicht von dezentem Clipping bis zu heftiger Verzerrung. Da ist genügend Wurfmaterial in Sachen Gain dabei.
Konzeption
Man kann natürlich nicht in die Köpfe anderer Menschen schauen, aber rein vom Ansatz her dürften die Kollegen bei Walrus mit dem Ages Overdrive vorrangig große Flexibilität als Zielvorgabe ausgerufen haben. Dafür spricht nicht zuletzt der Dry-Regler, der den Ages eben auch für den Bassisten praxisnah einsetzbar macht. Neben besagtem Dry-Regler kommt die Flexibilität schlicht schon durch die fünf Clipping-Varianten zustande. Diese werden per Drehschalter angewählt und unterscheiden sich einerseits im Zerrgrad, andererseits in der Art der Verzerrung. Die Schalterstellungen I und II bedienen die Niedrig-Gain-Fraktion, dank Silizium(I)- und LED(II)-Clipping werden zudem verschiedene Klangcharakteristiken erzeugt. In den Varianten I bis IV kommt ein sogenanntes Soft-Clipping zum Einsatz, hier kann man generell von einem eher zivilisierten Charakter sprechen, Variante V clippt dann hart, der Charakter geht hier klar in Richtung Distortion. Im Low-Gain-Modus deckt Stellung I die ganz dezente Ecke ab, hier wird dem Signal Kompression verliehen, die Bandbreite deckt von clean bis rauchig-crunchig alles ab. Wer diese Palette mit mehr Glitter, Tand und Knackigkeit wünscht, der gehe zu Stufe II, das LED-Clipping macht alles deutlich brillianter und offener, die Dynamik ist ausgeprägter. Erfreulich ist, dass alle Regler kräftig zupacken, Bass und Treble passen den Klang effektiv an. Somit lässt sich der Ages Overdrive nach Gusto an die verwendete Gitarre und den Amp anpassen, ohne dabei den Charakter der Gitarre zu verwässern. In den Stufen III bis V geht es deutlich rabiater zur Sache. Auch hier hat man die Wahl zwischen Silizium(III)- und LED(IV)-Clipping. Stufe V kappt die Amplitude des Signals, verleiht der Zerre also einen etwas harscheren Distortion-Charakter. III und IV setzen da an, wo I und II aufhören, es raucht und schmatzt in der niedrigsten Gainstellung. [...]
Den vollen Testbericht gibt es im guitar Magazin Ausgabe 08 / 2020