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Zur Erinnerung: Jeff Beck – Interview zu seinem 70. Geburtstag

Noch immer ist es schwer zu fassen, dass Gitarren-Legende Jeff Beck verstorben ist. Wir haben euch das Interview mit Jeff Beck anlässlich seines 70. Geburtstags von 2014 bereitgestellt. Gedenken wir ihm, als dem inspirierenden und inspirierten Gitarristen, der er Zeit seines Lebens gewesen ist.

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Jeff, wie begehst du deinen 70. Geburtstag?

Jeff Beck: Ich nehme ihn gewissermaßen hin, mache nichts Besonderes. Ich hatte eigentlich vor, eine Show in der Hollywood Bowl zu spielen, eine dreistündige „Life-Story Show" – aber dafür war ich zu spät dran: Ich hätte die Location schon vergangenes Jahr buchen müssen, aber Anfang dieses Jahres waren schon alle Termine vergeben. Mal schauen, vielleicht hole ich es nächstes Jahr nach.

 

Du arbeitest an einem neuen Album, das aber auch nicht rechtzeitig für den runden Geburtstag fertig wurde ...

Es hätte jetzt eigentlich schon veröffentlicht sein sollen. Ich war auch schon so gut wie fertig, die Mixes waren so weit, dass ich sie hätte mastern können. Dann hatten wir ein Treffen mit etwa 40 Vertretern meiner Plattenfirma, denen ich das Album vorstellte. Ich habe sie dabei beobachtet - sie reagierten alle recht positiv, aber nicht enthusiastisch. Sie wollten es so herausbringen. Bei dieser Gelegenheit habe ich das Album zum ersten Mal am Stück gehört, und mir wurde dabei klar, dass es noch nicht fertig war. Ich entdeckte ein paar Fehler, und mir fiel auf, dass ich bei zu vielen Tracks denselben Ton verwendet hatte.

 

Du hast dich in den vergangenen Jahren stark mit indischer Musik beschäftigt. Welche Rolle spielen diese Einflüsse heute für dich?

Wir haben uns inzwischen mehr in Richtung Türkei und Naher Osten bewegt; der dortige Wüsten-Blues hat seinen Niederschlag gefunden.

 

Du spielst mit einer neuen Band, darunter Lizzie Ball als Geigerin ...

Mein ursprünglicher Plan war, eine Art moderne Version des Mahavishnu Orchestra zu kreieren, bei der die Geige eine ganz andere Rolle als gewohnt spielt, mit anderen Voicings und Tonleitern. Mich reizte die Art und Weise, wie John McLaughlin damals mit dem Geiger Steve Kindler unisono schnelle Läufe hingezaubert hat. Außerdem gibt mir die Geige auf der Bühne die Möglichkeit, mich auch mal ein wenig zurückzunehmen, Pausen einzulegen und zu entspannen. Das beugt übrigens auch Krämpfen und Sehnenscheidenentzündung vor. [lacht]

 

Auf deinem letzten Studioalbum Emotion & Commotion hast du deine „Nessun Dorma"-Interpretation von Puccini geliefert. Welche Absicht steckte dahinter?

Ich hatte mir Pavarottis Version bei der Fußball-WM angehört, als 50.000 Menschen mitgesungen haben. Das war für mein Gefühl einer der kraftvollsten Opernchöre aller Zeiten. Ich habe mich gefragt, ob ich das mit meiner Gitarre vergleichbar hinkriegen könnte. Als wir damals das Album aufnahmen, hatten wir eine Liste der verrücktesten Sachen zusammengestellt, die eine Herausforderung für mich sein könnten. Ich sagte: „Nessun Dorma* ist nur zwei Minuten lang, lasst es uns einfach mal ausprobieren. Das haben wir getan, und es führte dann zu den anderen orchestralen Tracks wie „Elegy for Dunkirk* und „Lilac Wine".

 

Zu Zeiten von Blow by Blow hast du eine Talkbox eingesetzt - aus Neugierde?

Ich hatte damals irgendeinen Burschen gesehen, der das gemacht hat - auch Stevie Wonder hat eine benutzt und über das Clavinet laufen lassen. Er hat es als Gimmick eingesetzt, und es hat die Leute geradezu verrückt gemacht. Peter Frampton hat das Ganze dann „geklaut“, und als Frampton Comes Alive herauskam, habe ich aufgehört, es zu benutzen. Aber als ich damit anfing, war es durchaus etwas Neuartiges.

 

Du hast in den 70er Jahren aufgehört, ein Plektrum zu benutzen, hast dich stattdessen darauf konzentriert, mit den Fingern zu spielen. Kannst du dich so besser ausdrücken?

Das Plektrum hält einen letztlich davon ab, alle Finger zu nutzen. Mein Held Cliff Gallup (US-Rockabilly-Gitarrist, spielte für Gene Vincent) hat ein Flatpick benutzt und trug zudem drei Picks an den übrigen Fingern.

Ich habe einen Daumenpick ausprobiert, bin die Bühne rauf und runter gerannt, aber das hat irgendwie nicht gepasst und hingehauen. Dann dachte ich mir: Segovia hat auch keine Fingerpicks benutzt, ich sollte es mal wie er ausprobieren – diesen spanischen Stil mit der rechten Hand. Ich habe dann angefangen, rolling triplets und den Hammer-Style zu spielen und daraus letztlich meinen eigenen Stil entwickelt. Ich will ja niemandem zu nahe treten ­– John McLaughlin spielt die schnellste Gitarre der Welt mit einem Pick, aber das will ich nicht. Ich spiele da schon lieber im Banjo-Stil, nur eben Banjo ohne Picks.

 

Auch Charles Mingus scheint dich fasziniert zu haben. Du hast sein „Goodbye Pork Pie Hat" gecovert: ein klassisches Beispiel für etwas, das nur du machen kannst. Woher kam deine Begeisterung für dieses Stück?

[lacht] Da muss ich wieder auf John McLaughlin zurückkommen. Als ich ihn zum ersten Mal wahrgenommen habe, spielte er auf der Akustikgitarre, und ich widmete ihm nicht viel Aufmerksamkeit, weil das nicht meine Baustelle war. Aber dann hörte ich ihm doch mal ein wenig genauer zu, als er dieses Stück spielte. Ich fing an, die Melodie zu spielen, und Max Middleton, mein damaliger Keyboarder, sagte: Das ist Charles Mingus! Wir haben es weiterentwickelt, und es landete auf Wired. Irgendwann kam ein handgeschriebener Brief von Charlie Mingus, den ich bis heute hoch in Ehren halte, obwohl er nur kurz und knapp schrieb: Gefällt mir, was du da gemacht hast. Ich glaube, dieser Brief hängt heute im Museum der Rock and Roll Hall of Fame.

Du hast es stets konsequent geschafft, dein Privatleben vor den Medien abzuschirmen. Das Einzige, was über den privaten Jeff Beck bekannt ist, ist deine Obsession für Oldtimer und Hot-Rods ...

[lacht[ Selbst wenn ich die Autos nicht hätte, hatte ich mein Privatleben abgeschirmt. Ich brauche einen Rückzugsraum, in dem ich Abstand zu dem finde, was ich beruflich mache.

 

Hast du dir bei den Reparatur- und Bastelarbeiten je die Finger schlimmer verletzt?

Habe ich! Ich habe mich geschnitten und mir Schürfwunden zugezogen. Ich bin gestolpert und gestürzt, auf Ölflecken ausgerutscht, habe mir die Finger gequetscht – alles, was man nicht machen sollte, besonders als Gitarrist. Aber erzähl' das nicht meiner Versicherung. [lacht]

 

Wie wichtig war der Blues für deine Karriere?

Als ich 1962 in einer Werkstatt gearbeitet und Unfallfahrzeuge farblich wiederhergestellt habe, ging es mit den Beatles los - und die Ära des Rock'n'Roll, den ich liebte, ging zu Ende.

In einem Plattenladen fand ich Booker T. & the M.G.s, die Platten des Stax-Labels. Kurz danach kam Motown - und diese ganze Musik basierte auf dem Blues. Von da aus stieß ich auf den „echten" Blues, kaufte mir Alben von Muddy Waters, Buddy Guy tauchte auf, das Blues & Folk Festival fand statt – und da wusste ich: Genau da wartet eine Karriere auf mich! (lacht) Ich konnte jede Art von Interpretation des Blues spielen, und alle Leute sagten: „Das ist Chicago-Negro-Blues!“ Aber der Blues ist doch etwas, das wir alle fühlen. Die Amerikaner haben ihn gewissermaßen entdeckt und entwickelt, und wir haben ihn ihnen dann gestohlen. Zugleich halfen wir ihnen aber, damit Geld zu verdienen. Wer wusste denn damals schon, wer Howlin' Wolf war? Nur durch die Rolling Stones! Irgendwo war es schon ein fairer Deal, soweit Musik überhaupt fair sein kann. Ich spreche jetzt auch nicht vom Geld, sondern von der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit, die man auf etwas lenken kann.

 

Und woher kam dein Interesse an der indischen Musik?

Jimmy Page war mein erster Gitarrenkumpel, Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Wir haben uns bei ihm daheim Platten angehört, weil er sehr verständnisvolle Eltern hatte, die ihm Geld gaben, damit er die LPs kaufen konnte. Die hatte ich nicht. Also saßen wir bei ihm und lauschten Sitarmusik, waren fasziniert von den Raga-Rhythmen und dem unglaublichen Spiel von Leuten wie Ravi Shankar oder Vilyat Khan. Später habe ich indische Tonleitern bei John McLaughlin und dem Mahavishnu Orchestra gehört. Ich habe die Ohren immer offengehalten und mich dafür interessiert.

Philipp Roser

 

Lest hier unseren Nachruf auf Jeff Beck oder ein weiteres Interview von 2016.

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