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Driftwood Purple Nightmare Signature im Test

Deutschland ist ja bekannt für seine wattstarken, mehrkanaligen Monsterboliden von Röhrenverstärkern. Neben den (mittel-)großen Namen wie Diezel, Engl oder Hughes & Kettner gibt es aber auch noch zahlreiche kleinere Hersteller, die in aufwendiger Handarbeit ausgetüftelte Verstärker entwickeln mit komplexen und cleveren Schaltungsmöglichkeiten.

Einer dieser Verstärker ist der PurpleNightmare Signature von Driftwood aus Sachsen. Er basiert auf dem PurpleNightmare (ohne Signature), der bereits seit 8 Jahren auf dem Markt ist und damals gute Kritiken erhalten hat. Der Signature unterscheidet sich unter anderem durch einen zusätzlichen Bright-Schalter mit 2 Brightness-Optionen und eine zweite Sizzleoption vom normalen Modell. Der größte Unterschied ist aber, dass der Signature serienmäßig EL34-Röhren in der Endstufe hat statt der 6L6 des Standard-Nightmares. 

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Im Kern handelt es sich bei beiden PurpleNightmares um Zweikanaler, jeweils mit Volume, Gain und Dreiband-EQ, mit einem zuschaltbaren Boost/Overdrive-Schaltkreis, der den Namen T/S trägt. Es ist also durchaus dechiffrierbar, an welches Pedal bei diesem Design gedacht wurde. Zu diesem noch überschaubaren Grundaufbau kommen zahlreiche Optionen hinzu. 

Der Amp hat in der Mastersektion mit Rumble und Sharp noch mal einen Zweiband-Post-Gain-Equalizer und einen zweiten Mastervolume. Außerdem gibt es zu den bereits erwähnten Sizzle- und Brightschaltern auch noch einen Modeschalter für den Cleankanal und einen Hi- oder Lo-Gain Schalter für den Zerrkanal. 

Auf der Rückseite findet sich ein Nightswitch-Schalter, der die Ausgangsleistung auf 2 Watt drosselt. Das hilft schon enorm weiter, obwohl auch 2 Watt problemlos reichen, um sich in Mehrfamilienhäusern unbeliebt zu machen.

Daneben ist der Impendanzschaltern mit zwei Lautsprecherausgängen und den Optionen 4, 8 oder 16 Ohm Widerstand. Nix besonderes – ausnahmsweise. Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich ein Midi-Anschluss, passend zum Fußschalter, der im Lieferumfang enthalten ist, und, für Leute denen Midi zu anstrengend ist, fünf (!!) Klinkeneingänge für A/B-Schalter, die die Optionen des mitgelieferten Fußschalters einzeln anbieten. Also: Kanalwechsel, Mastervolume, Effektloop, Stummschaltung und ein Schalter für den T/S-Boost. Außerdem bietet die Rückseite des Amps noch je fünf Optionen wo T/S und Effektloop zugeschaltet sein sollen. Nämlich immer, über den Fußschalter regelbar, zu Kanal 1, zu Kanal 2 oder zum zweiten Mastervolume. Als zusätzlichen Komfort bietet die Rückseite noch einen Tuner-Out inklusive einer 9-Volt-Stromversorgung (die man auch für den Effektloop anzapfen könnte) und die Möglichkeit den Bias der Endstufenröhren einzustellen, ohne das Chassis öffnen zu müssen.

Cleankanal

Kurz vorgewärmt und eingeschaltet überrascht einen der PurpleNightmare direkt mit seinem Cleankanal. Der ist nämlich, anders als man ob der Tatsache, dass Driftwood-Endorser vor allem modernen Metal spielen, meinen könnte, weit mehr als nur Kategorie „unter ferner liefen“.  Grundsätzlich ist der Kanal eher britisch angehaucht, lässt sich aber durch die zahlreichen Switches, mehr noch als durch den gemäßigt agierenden Dreiband-Equalizer, auch Sounds zu, die eher nach der neuen Welt klingen. Andererseits lässt sich der Verstärker durchaus auch ziemlich rund und stumpf einstellen, also genau richtig für Humbucker mit sehr hohem Output oder Effekte am Frontend. Dreht man Gain und Volume etwas weiter auf, kommt man bis zu australischen Hardrock-Sounds. Auch das leicht angezerrte kann der Cleankanal amerikanisch umsetzen. So ist dem Driftwood durchaus auch Twang zu entlocken, der sich natürlich mit dem T/S davor auch noch ein bisschen mehr sättigen und komprimieren lässt. Auch als Volumeboost kann man den T/S vor dem Cleankanal noch verwenden.

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Rein ins Vergnügen

Am Zerrkanal bringt der T/S vor allem mehr Kompression und räumt das Low-End ein bisschen auf. Vor allem natürlich, wenn man ihn, wie im Metal üblich, bei Volume voll und bei Gain überhaupt nicht aufdreht. Wer Metal spielen will, wird wahrscheinlich den Lo-Gain-Modus des Zerrkanals erstmal ausblenden. Zu unrecht, denn auch „Lo“ ist genug Gain um jedenfalls vom T/S angeheizt bis in den 80er-Jahre-Sound der frühen Slayer vorzustoßen. 80er ist ohnehin ein gutes Stichwort für den Lo-Gain-Modus, denn da bietet der Kanal alles, was das Herz begehrt. AOR, Pop-Rock, sogar Heavy Rock, wie Gary Moore ihn in der Dekade spielte. Und mit dem Boost davor eben NWOBH, Glam Metal oder früher Thrash. Dabei bleibt der Sound aber stets dezidiert britisch mit deutlichen Mitten und dem richtigen Maß an Rotz. Ein Transatlantiker wie sein cleaner Counterpart, ist der Zerrkanal nicht. 

Baby Got Bass

Schaltet man von Lo- auf Hi-Gain um, ändert sich vor allem erstmal das Frequenzspektrum. Die Mitten sind etwas dezenter, die Bässe auch ohne T/S schon straffer und im Highend brizzelt's ein bisschen aggressiver. Das ist immer noch zweifelsfrei britisch, aber eben ein bis zwei Generationen jünger. Imposant ist hier vor allem die Bassresonanz, die auch schon in Zimmerlautstärke bombastisch dröhnt. Da gilt es auch die ebenfalls von Driftwood gebaute Box zu loben. Sie ist mit unterschiedlichen Lautsprechern bestückt, nämlich einem Celestion Creamback und einem V30 in der TAD-Version. Während ersterer sich um die Ausgewogenheit und Wärme kümmern soll, spuckt der V30 vor allem Hass, Zorn, Galle und Hochmitten. Good Cop, Bad Cop funktioniert zumindest als Lautsprecher-Zusammenstellung sehr gut. Ansonsten ist die Box aus Birkenmultiplex geschlossen gebaut und hat einen abnehmbaren Frontgrill. Das heißt allerdings nicht dass die Lautsprechter frontloaded wären, sie sind regulär von hinten eingeschraubt worden. Driftwood geben außerdem an, dass die Box „slightly oversized“ sei. Wäre mir optisch gar nicht aufgefallen, aber da ich überhaupt nur ob der unfassbaren Bassesonanz zu diesem Boxenexkurs ausgeholt habe, muss ich sagen: Gut so!

Danger Zone

Der Hi-Modus des Zerrkanals jedenfalls – um mich selbst wieder einzufangen – kommt bei all dieser Wucht mit recht wenig Verzerrung zu Rande. Das ist gut, denn so bleibt das Klangbild klar und matschfrei. Will man, dann aber unter Zuhilfenahme des T/S, doch noch ein bisschen mehr komprimieren, lohnt es, sich nochmal ins Gedächtnis zu rufen, dass der Verstärker ja auch ein eingebautes Gate hat. Das unterbindet zuverlässig und, je nachdem wie weit aufgedreht, auch ziemlich invasiv jedes Rauschen. Wer also Totenstille zwischen den Chuggs auf der tiefen E-Saite haben will, ist bestens versorgt. Damit erklärt sich auch wieso das Noisegate statt nur on/off auch noch, über eine Toggleswitch auf der Rückseite des Amps, nur für Mastervolume 2 ausschaltbar ist.  So kann man sich die Riffs schön saubergaten, bekommt aber im Solo nicht direkt das Sustain abgesägt. 

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Auch die fünf Wahlmöglichkeiten für Loop und T/S sind, so übertrieben sie auf den ersten Blick wirken mögen, alle je nach Szenario nützlich. Will man den T/S als zusätzlichen Gainboost fürs Solo so setzt man ihn auf Master 2, braucht man ihn, um im Zerrkanal die Bässe aufzuräumen, dann ist er eigentlich nur auf Kanal 2 am besten aufgehoben. Hat man gar nicht vor unbedingt modernen Metal auf dem Driftwood zu spielen, muss aber aus dem Cleankanal sowohl crystal clean als auch British Invasion Blues kriegen, so setzt man den T/S nur auf Kanal 1. Ähnlich verhält es sich mit dem Looper, wenn nur der Cleansound Chorus haben soll, nur die Solos ein langes Delay und so weiter und so fort.

Es ergeben sich so als auch in der Praxis deutlich mehr Möglichkeiten als man bei einem Zweikanaler im ersten Moment denkt.

Das bleibt hängen

Der Driftwood PurpleNightmare Signature ist ein Monster, das einen auf multiple Arten erschlagen kann - mit seiner Größe, seinem Gewicht, seinem Preis, aber eben auch mit seinen Möglichkeiten und vor allem seinem Klang. Denn der Amp liefert sowohl clean als auch verzerrt bei jedem möglichen, und vielen im echten Leben eher unmöglichen, Lautstärkepegeln ein vielseitiges, aber immer stimmiges und grundsätzlich britisches Klangbild ab. Das Gleiche kann – bis auf die viele Schaltmöglichkeiten – über die Box ebenso sagen. Und auch wenn die Preise bei Driftwood eher happig sind, bietet der Hersteller dafür immerhin auch mannigfaltige Personalisierungsmöglichkeiten, nicht nur bei visuellen Fragen.

Robin Ehrlich

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Diesen und weitere Testberichte findet ihr in guitar 09/23! 

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