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Firmenporträt Pyramid Saiten: Made in Germany seit 1850

Firmenporträt Pyramid Saiten

Vielfalt und Tradition

„Wir sind nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen, wir wissen, was wir tun und schon lange“ – mit diesen ebenso selbstbewussten wie auch typisch fränkischen Worten beginnt Max Junger die Geschichte von Pyramid zu erzählen. Wir sitzen zusammen im altehrwürdigen Büro der Dynastie Junger, die bereits seit 170 Jahren Saiten fertigt. An der Wand hängen zahlreiche Porträts von Max’ Vorfahren und auch ein Stammbaum, der bis ins Jahr 1600 zurückreicht. „Die Daten davor sind leider in einem Brand verschollen gegangen“, erläutert Max zu diesem Stammbaum.

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Firmenporträt Pyramid Saiten - Fotos: Opitz

Man kann spüren, dass es Max interessieren würde, wie weit die Geschichte seiner Familie in der Musikwelt wirklich zurückreicht. Doch schnell ist er wieder bei der Sache. Wir haben schließlich eine Werksführung vor uns durch die Pyramid Stimmpfeifen- und Saitenfabrik in Bubenreuth nahe Nürnberg. Dort wickeln etwa 30 Mitarbeiter hunderte verschiedene Saitensätze für E- und Akustik-Gitarren, Ukulelen, Banjos, Geigen, Celli, Zithern, Bouzoukis, Ouds und viele, viele weitere Instrumente, die in die ganze Welt exportiert werden. „Der arabische Markt hat uns durch die Lockdowns gerettet“, erläutert Junger mit Blick auf einen Geschäftszweig, den sein Vater viele Jahrzehnte aufgebaut hat, während wir eine illustre Sammlung orientalischer Zupfinstrumente passieren, die auf dem Gang hängt. In der arabischen Welt hat sich Pyramid durch eigens kreierte, lange erprobte und vielseitig aufgestellte Saitensätze als Platzhirsch etabliert. Doch auch bei den Gitarrensaiten spielt Pyramid eine Ausnahmerolle – es gibt keinen anderen Hersteller weltweit der dem breiten Portfolio des fränkischen Traditionsunternehmens das Wasser reichen kann. Ganze 168 E-Gitarren-Sätze bietet man hier an – das Bass-Portfolio liegt mit 150 Sätzen knapp dahinter.

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Firmenporträt Pyramid Saiten - Fotos: Opitz

Wir betreten die Werkshallen in denen teils historische Maschinen nach wie vor in perfekt intaktem Zustand ihren Dienst vollrichten. Mit gewieftem Blick justieren und warten sie die Mitarbeiterinnen, die teils schon jahrzehntelang im Unternehmen beschäftigt sind. „In den Achtziger Jahren haben sich die Saiten-Hersteller immer mehr angeglichen und mit neuen Werkstoffen und Maschinen einen besonders knalligen Sound forciert. Wir hatten aber noch ein paar Rezepturen in der Schublade und als in den Neunziger Jahren sowohl die Retro-Welle als auch eine gewisse Differenzierung mit den Custom Shops aufkam, konnten wir wieder so richtig loslegen“, erklärt Max Junger. Heute könne man schnell reagieren und auch mal innerhalb von zwei Tagen einen neuen Saitensatz für einen renommierten Hersteller aus der Akustikgitarrenbranche entwickeln, so Junger.

Und so betreten wir das Lager, in dem sich eine penibel sortierte Auswahl verschiedenster Saitenarten offenbart.  Das Spannende bei Pyramid ist hierbei, dass man sowohl die exakten Saitensätze, welche die Beatles bei ihrem Rooftop-Konzert im Jahr 1969 spielten, als auch neuartige Kreationen, wie ungeschliffene Flatwound-Saiten – sogenannte Fusion Flats – anbietet. Diese Fusion Flats etwa wurden zusammen mit Dean Farley, einem der bekanntesten und einflussreichsten amerikanischen Gitarrensaiten-Designer, erst kürzlich entwickelt. Darüber hinaus fertigt die Firma auch Kleinstauflagen nach absolut individuellen Spezifikationen, die man einfach über die Website konfigurieren und bestellen kann. 

Auch Sätze, die mit Gold beschichtet sind und in eleganten Verpackungen mit Konterfeits ägyptischer Pharaonen daherkommen, stehen im illustren Angebot der Firma. „Wir bekommen ständig spannende Anfragen. Neulich wollte jemand eine Saite für die Türklingel seines Weinkellers“, erklärt Max.

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Firmenporträt Pyramid Saiten - Fotos: Opitz/Pyramid

Weiter geht es in einem Gang, den große Poster der Endorser zieren, darunter der Virtuose Alex Beyrodt, Rod Gonzales von den Ärzten, Axel Ritt von Grave Digger, Frank Haunschild, Roger McGuinn, sowie Hermann Frank von Accept beziehungsweise Victory. Bei den Anzeigen und den Logos kommt jede Menge Retro-Charme auf, den die Firma auch bewusst pflegt. Allein die Verpackungen der Saiten sind so liebevoll designt, dass man sie allein schon als Designstück gerne auf dem Tisch liegen hat.

Max erläutert in seiner sympathischen und offenen Art weiter: „Wir kommen manchmal vielleicht etwas hölzern daher, etwa vom Design unserer Website oder der Verpackungen, aber wir fertigen mit vielen langjährigen Partnern und haben eine Firmengröße, bei der wir uns wohlfühlen und nicht so anfällig für Markt-Turbulenzen sind“. So würden die Papierhüllen nach wie vor bei Bamberger Druck hergestellt und einige Zulieferteile in Heimarbeit in umliegenden Ortschaften gefertigt. 

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Firmenporträt Pyramid Saiten - Fotos: Pyramid

„Homeoffice gibt es bei uns schon seit gut 100 Jahren“, meint Max – schließlich gab und gibt es stets Saitenwickler, die bestimmte Fertigungsschritte zuhause erledigten. „Drahtzieherei ist ein typischer Beruf mit einer langen Tradition in der Gegend hier“, erklärt er, während wir aus dem Fenster auf den Ort Bubenreuth blicken. Das Fabrikgebäude liegt unmittelbar am Ende des Wohngebiets der Sudetenstraße. Die Region um Nürnberg weise zahlreiche lang bestehende Betriebe für Drahtziehen, Rotguss oder auch das Schmiedehandwerk auf, berichtet Junger. Etwa der Schwabacher Goldschläger, eine Statue unweit Nürnbergs, belege dies. Man hat nach dem Krieg auch bewusst Arbeitskräfte aus dem sogenannten sächsisch-böhmischen Musikwinkel, der eine seit dem 17. Jahrhundert zurückdatierbare Geschichte des Zupf- und Streichinstrumentenbaus aufweist, hier angesiedelt. Dadurch wird die Ecke Bubenreuths, in der Pyramid ansässig ist, auch Geigenbauersiedlung genannt. 

Realistisch agieren

Max erklärt: „Ich würde sagen, wir sind auf eine anständige Weise gewachsen, seit wir seit 1949 in der Geigenbauersiedlung fertigen. Es gab ja immer wieder alle möglichen Pläne für Erweiterungen und Expansion, von denen wir immer nur Sinnvolles umgesetzt haben. Das Haus hier hat einen Spirit – ich meine durch diese Räume hier ist schon mein Großvater gewandelt“. Doch Junger lebt keinesfalls in der Vergangenheit und das wird einem schnell vor Augen geführt, wenn man mit Max das Rohstofflager der Firma betritt. Hier lagern rollenweise Metalle, die zum Saitenbau wichtig sind. Mit circa sieben bis zehn Tonnen gönne man sich ein großes Lager, um keine Lieferengpässe zu haben. Hinter UV-Licht-undurchlässigen Fenstern lagern hier geschützt Sterling Silber, Stainless Steel, Messing und verschiedene Legierungen – etwa für die besagten Spezialsaiten. Zwischen 0,05 Millimetern, was dem Durchmesser eines menschlichen Haars entspricht, bis zu 0,9 Millimeter sind diese Roh-Wickeldrahte weiter. Etwa für Flatwound-Saiten – nach wie vor eines der Schmankerl des Betriebs – werden die Drähte dann aber nochmal gewalzt und geschliffen, wodurch sich die Abmessungen nochmal ändern. Man sei eine kleine Branche und helfe einander aus. So beliefert Pyramid andere Saiten-Hersteller in England und kauft auch bei Saiten-Produzenten, die in den USA Drahtwerke betreiben, Rohstoffe ein.

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Firmenporträt Pyramid Saiten - Fotos: Pyramid

Wie bereits erwähnt hat Pyramid nicht nur den typischen westlichen Gitarristen zum Kunden, sondern beliefert auch viele Musiker in Saudi-Arabien, Israel und dem Libanon, für die auch immer wieder neue Produkte entwickelt werden. Denn egal wie exotisch ein Instrument anlauten würde, in irgendeiner Schublade findet Max die richtigen Unterlagen, um den passenden Satz Saiten wickeln zu lassen.  „Ob jemand fünf Sätze bei uns bestellt oder 500 – wir nehmen alle Aufträge an“, fasst der Pyramid-Firmenchef zusammen. Mit diesem Ansatz und einer ständigen Neugier für den Input von Kunden bleibt die kleine, aber feine Firma in Franken weiter am Ball und trotzt selbst Giganten aus weit entfernten Hemnisphären.

Philipp Opitz

Weitere Informationen unter: www.pyramid-saiten.de sowie unter https://guitar.de/test-technik

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