Im Test: Takamine Santa Fe Ltd 2023
Starker Pfeil im Köcher
Takamine bescheren der Gitarrenwelt zuverlässig alljährliche limitierte Sondermodelle, in diesem Jahr anlässlich des 30. Jubiläums des Santa-Fe-Modells ein ebensolches, das optisch und akustisch aufhorchen lässt.
Im großen Rock’n’Roll-Zirkus gibt es Marken und Hersteller, die mit Mythen, Tradition oder einem Legendenstatus zuverlässig ihre Liebhaber und Käufer finden. Dann gibt es wiederum solche, die schlicht und ergreifend richtig zuverlässiges „Werkzeug“ herstellen. Instrumente also, die ihren Job mit Bravour erledigen, sei es auf der Bühne oder im Studio. Diese „Workhorses“ haben immer einen gewissen Charme, denn jeder weiß, dass ohne richtiges Werkzeug einfach nicht gut arbeiten ist. Und wenn schon Bruce „The Boss“ Springsteen oder Jon Bon Jovi oder auch der Herausgeber dieses Magazins, Kollege Marcel, Stein und Bein auf ihre Takamines schwören, dann ist das doch was.
Übrigens sind die Kollegen von Takamine hervorragend in der Lage, ihren Instrumenten abseits aller Funktionalität und handwerklicher Präzision, eine gute Portion Style einzuverleiben. Da reicht ein Blick auf das vorliegende Modell LTD2023 mit echten „Turquoise“-Inlays, also Einlagen aus echtem Türkis. Dieser Edelstein findet sich etwa auf Tutanchamuns Totenmaske, als Edelstein persischer Könige und eben auch bei den indigenen Völkern Süd- und Nordamerikas. Damit wäre dann auch klar, woher die Pfeil-Inlays rühren. Einmal findet sich ein zerbrochener Pfeil, ein Symbol des Friedens, am zwölften Bund finden sich zwei gekreuzte Pfeile, die Freundschaft symbolisieren. Beides Anregungen, die wir in diesen Zeiten tatsächlich gut gebrauchen können.
Aber zurück zur Gitarre, die Santa Fe LTD 2023 setzt bei den Hölzern für den Korpus in Takamine-eigener Nex-Form (schlankere Jumbo) auf „Silky Oak“, also Silbereiche (Grevillea robusta). Im Gitarrenbau kommt es für Zargen und Böden zur Anwendung, Takamine bleiben diesem Anwendungsmuster treu. Der Boden ist dabei massiv gehalten, die Zargen sind gesperrt ausgeführt. Für die Decke kommt massive Zeder zum Einsatz, die neben ihrem üblicherweise eher warmen, obertonreichen Klangverhalten nahezu keine Einspielzeit benötigt, also ganz im Gegensatz zu einer Fichtendecke, die sich durchaus noch tonal verändert im Lauf der Jahre.
Für den Hals greift man zu Mahagoni, das Griffbrett besteht aus Ebenholz und trägt 21 akkurat verarbeitete Bundstäbchen, dank des Cutaways sind diese bis bequem bis zum 19. Bund bespielbar. Der Halsansatz erfolgt am 14. Bund, der Cutaway ist erfreulich tief ausgeschnitten. Wer also tendenziell eher virtuos und auch solistisch unterwegs ist, findet hier perfekte Voraussetzungen. Zumal Takamines mit CTF-2N-Preamp mit dem Klang des Brownie-FET die Gitarre auch über dem Pickup einiges hermacht. Damit lässt sich also auch dieses optisch opulentere Takamine-Modell schnell und sicher auf die Bühne bringen. Gut, dass man bei aller Prach und Feierlaune nicht den eigentlichen Zweck einer Gitarre vergisst – das Spielen damit, der Klang, der von ihr ausgeht.
Diesbezüglich muss sich die LTD2023 keinesfalls vor irgendwem verstecken, ihr Klangbild ist präsent und voll, mit warmen Höhen, die nie schrill werden, sondern von einem kompakten Mittenfundament gestützt werden. Die Bässe halten sich akustisch insoweit zurück, dass sie zwar gut wahrnehmbar sind, sich im Mix aber nicht zu dominant in den Vordergrund spielen. Damit macht sich diese Santa Fe ideal als Partnerin für die Gesangsbegleitung, aber eben auch im Kontext einer Band oder eines akustischen Ensembles findet sie ihre Frequenznische. Fingerstyler profitieren ebenfalls von den warmen Tiefmitten, diese unterstützen eine Spielweise, die dynamisch und spritzig daherkommt. Aber auch der Folk-Fingerpicker findet hier tolle Klänge, egal ob mit Fingerpicks oder den blanken Kuppen gespielt wird.
Die Sattelbreite ist mit 44 Millimetern bequem bespielbar, bietet aber genügend Platz, um folkige Zupfmuster mit dem einen oder anderen Schlenker des kleinen Fingers zu verzieren. Nur für die unter euch, die wirklich große Pranken haben, könnte es ein wenig eng werden. Die Mensur der LTD2023 Santa Fe beträgt übrigens 644 Millimeter, für die Zollfreunde 25,32“. Für die Elektriker unter uns: Damit bewegt sich die Takamine ganz knapp unterhalb der Tele- oder Strat-Mensur, die mit 25,5“ zu Buche schlägt.
Im direkten Vergleich zwischen akustischem Sound und dem Klang, den der CTF-2N-Preamp an den Verstärker ausspielt, fällt auf, dass letzterer tendenziell knackiger ist, was einerseits der verstärkten Wiedergabe geschuldet ist, andererseits durch die entsprechende Einstellung am 2-Band-EQ (Bass, Treble) in die gewünschte Richtung justiert werden kann. Etwas Reverb oder Chorus dazu und man hat direkt das richtig große Akustik-Gitarren-Kino – das gefällt uns sehr!
Das bleibt hängen
Takamines Sondermodell LTD2023 Santa Fe ist eine tolle Gitarre, die die Bedürfnisse verschiedener Musiker bravourös befriedigt, dabei optisch die perfekte Balance zwischen Opulenz und Understatement wahrt. Dank Preamp ist sie ideal für die Bühne und schnelle Recording-Sessions geeignet, überzeugt mit ihrem warmen Zederklang aber eben auch auf dem heimischen Kanapee. Nur ans Lagerfeuer würde ich persönlich die Gute nicht mitnehmen, das aber allein aufgrund ihrer Limitiertheit. Der Kurs von 2.999 Euro geht für dieses Instrument und die exklusive Stückzahl von 60 Exemplaren in Deutschland (300 Stück weltweit) absolut in Ordnung. Schick!
Stephan Hildebrand
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Fakten:
Modell Takamine LTD2023 Santa Fe
Herkunft Japan
Boden/Zargen Silbereiche, Boden massiv
Decke Zeder, massiv
Hals Mahagoni
Halsprofil C-Profil, moderat
Griffbrett Ebenholz
Griffbrettradius 12“
Sattelbreite 44 mm
Bünde 21 Medium
Mensur 25,35"/644 mm
Hardware Takamine, verkapselt, vergoldet
Steg Richlite
Preamp Takamine CTF-2N-Preamp
Regler Low, High, Volume
Schalter Tuner, Notch, -6 dbv/-12 db
Linkshändermodell nein
Internet www.takamineguitars.de
Empf. VK-Preis 2.999,- € inkl. Deluxe-Gigbag
Preis-Leistung 4/5 Gs