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Schecter Sun Valley Super Shredder FR (Test)

Floyd Rose, Humbucker, Sustainiac, ergonomische ST-Form, Ahorngriffbrett mit 24 Bünden – Shrapnel, ick hör’ dir trapsen. Wer jetzt an die wilden ’80er denkt, in denen sich gitarristische Wunderkinder wie Marty Friedman und 
Yngwie Malmsteen unter dem Banner von Mike Varneys Shrapnel Records aufmachten, die Gitarristenwelt ein weiteres Mal zu verändern, der liegt gar nicht so falsch.


Ein kleiner Rückblick: Nachdem der Gitarrenkosmos sich langsam von Eddies „Eruption“-Schock aus dem Jahr 1978 erholt, taucht zu Beginn der 1980er eine neue Generation junger Talente auf, die den Begriff „Shred“ für immer ins Bewusstsein jedes elektrisch aufspielenden Gitarristen kommender Generationen meißelt. Virtuose High-Speed-Licks mit vorher nicht gehörter Akkuratesse und Präzision, dazu mitunter eine Vorliebe für Klassik oder Jazz, sind das Gebot der Stunde.

Schecter Sun Valley Super Shredder FR
Foto: Schecter Guitars


Mitunter schießen die Jungs aber weit übers Ziel hin-aus, und so gniedeln sich manche in höchst unmusikalischer Weise in unser Erinnerungsvermögen. Aber sei’s drum, damals galt: Schnell ist gut, schneller ist besser! War halt so ...

Die Äste der Wahl Mit dem Begriff „Shred“ assoziiert man neben besagtem Gegniedel aber auch die Gattung der sogenannten „Superstrat“ – und das nicht von ungefähr, war die Stratocaster aufgrund ihrer Ergonomie und dem einfachen Zugang zu den hohen Bünden, etwa im Vergleich zur Les Paul, meist die Waffe der Wahl, wenn auch nicht unbedingt in der Form, wie Leo sie einst erdacht hatte …

Spätestens seit Eddie van Halen war der Steghumbucker quasi Pflicht, andere Tonabnehmer möglich, aber nicht nötig. Ein Floyd Rose als Vibratosystem war dagegen unverzichtbar, was in vielen Fällen für die neongrelle Optik der Gitarren ebenfalls galt.

Schecter Sun Valley Super Shredder FR
Foto: Schecter Guitars

Schecter knüpfen mit vorliegender Sun Valley konstruktstechnisch an diese Tage an, verschonen unsere Augen aber mit allzu grellen Farbvarianten. Ein dezentes Sea-Foam-Green in Kombination mit einem einlagig-schwarzen Schlagbrett und schwarzer Hardware ist nicht 
unbedingt als extravagant-knallig zu bezeichnen. Dennoch, die Farbgebung harmoniert erstklassig mit dem Ahornhals und den beiden 
Zebra-Humbuckern, die auf dem Schlagbrett mitsamt schwarzen Bedienelementen für optische Auflockerung sorgen.

Der Mahagonikorpus wurde an allen Kanten weich abgerundet, der Hals-Korpus-Übergang ist ergonomisch geformt, und man hat – passend zum ergonomischen Shred-Konzept und der besseren Erreichbarkeit der hohen Lagen – an dieser Stelle nicht nur den althergebrachten Klotzhalsansatz abgeflacht, sondern gleich auf die Halsplatte verzichtet.

Vier einzeln unterlegte und versenkte Schrauben halten den 24-Bund-Hals zuverlässig an Ort und Stelle. Besagter Hals ist eine sogenannte Maple-cab-Variante, was bedeutet, dass das Griffbrett separat auf den Hals geleimt wurde. Bei den ersten Ahornhälsen Leo Fenders waren Hals und Griffbrett aus einem Stück; der Halsstab wurde über eine rückseitige Nut eingefügt und anschließend mit einem Nussbaumstreifen verschlossen.

Fertigt man einen Ahornhals mit Palisandergriffbrett, dann kann man die Nut von oben fräsen; das Griffbrett muss ohnehin separat aufgeleimt werden. Und was mit Palisander geht, das geht natürlich auch mit Ahorn. Die 24 Extra-Jumbos (Format „Kurz vor Eisenbahnschwelle“) sind penibel bearbeitet, die Enden sauber entgratet, die Bundkrone ordentlich verrundet und die ganze Chose so auf Hochglanz poliert worden, dass es eine wahre Freude ist.

Dergestalt lassen sich horizontale Läufe und Lagenwechsel meistern, ohne dass das Gefühl einer Buckelpisten-Rallye hoch kommt. Hinzu kommen der leichte Zugang zu den hohen Lagen und die gute Übersicht, dank der schlichten schwarzen Offset-Dots im Griffbrett – da kann man beinahe verstehen, warum die Jungs damals gar nicht anders konnten ...

The Sound of Shred

Befeuert werden die Sounds aus Schecters Sonnentalkanone mittels zweier EMG-Humbucker – einem Paar Retro Active Hot 70, von EMG auch als Super-77-Set bezeichnet. Zielsetzung waren Sounds der ’70er und ’80er – und, verdammte Hacke, das hat hingehauen: Die Sun Valley liefert genau diesen mittig-komprimierten Ton am Steg-Humbucker, den man etwa von Warren DeMartinis Aufnahmen mit Ratt kennt oder von George Lynch seiner Zeit mit Dokken.

Sie liefern also, freilich abhängig vom Amp, nicht unbedingt einen räudig-angehauchten Brown-Sound, sondern tragfähige Riffwände, die den Gitarristen unterstützen. Die Schecter spielt im besten Sinne mit, fordert einen nicht pausenlos. Einen Ton anschlagen, Fingervibrato drauf, das Ding einfach kommen lassen, und dann kippt der Ton in ein kontrollierbares Feedback um – Hammer!

Schecter Sun Valley Super Shredder FR

Das Floyd Rose in der Schecter-Hot-Rod-Variante setzt, wenn mich mein metallurgisches Urteilsvermögen nicht täuscht, auf Stainless-Steel-Schrauben an den Knackpunkten: die Schrauben am Klemmsattel sowie die Schrauben, die die Klemmböckchen festklemmen, bestehen aus diesem bewährten und widerstandsfähigen Metall – ein sinnvolles Upgrade. Trotz allem Komfort und aller Ergonomie hat die Sun Valley aber eine gehörige Portion Kompromisslosigkeit. Coilsplit, Out-of-Phase oder sonstige Spielereien sucht man vergebens.

Hier wird am Steg geballert, und am Hals sahnt man sich an Gary Moores Rockphase ran, die Mittelstellung perlt glockig und ideal für crunchige Rhythmus- oder Blues-Klänge, während das Floyd eventuelle Exzesse erstklassig abfedert.

Das bleibt hängen

Man kann ja von den ’80ern halten, was man will, aber Spielspaß, das konnten die Shred-Helden schon vermitteln. Und das schafft auch die Sun Valley, die kompromisslose Performance mit, man traut es sich kaum zu sagen, Vintage-Flair kombiniert (das liegt dann aber echt nur am Sea-Foam-Green). Bespielbarkeit, Ergonomie, Klangausbeute und Verarbeitung agieren auf gewohnt hohem Schecter-Niveau, was dazu führt, dass diese Gitarre ein heißer Grund für ein persönliches Eighties-Revival sein könnte. Steiles Teil!

Stephan Hildebrand

Schecter Guitars

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