Test: Stromberg Montreux
Honig für den Jazzer
Rock-Äxte und Akustikbretter gibt es wie Sand am Meer, Jazz-Gitarren hingegen findet man weit weniger häufig. Vor allem, wenn man bei der Auswahl seinen Geldbeutel im Blick haben muss, wird die Luft dünn. Mit der Montreux versucht Stromberg hohe Qualität in eine bezahlbare Preisregion zu bringen. Wir sind gespannt, ob dies gelungen ist.
Angefangen hat aber alles ganz anders: Charles Stromberg,ein schwedischer Immigrant, gründete1906 in Boston (USA)die Stromberg Guitar Co., in die 1910 auch sein Sohn Elmer eintrat. Stromberg machte sichr echt schnell einen Namen als Hersteller hochwertiger Archtop-Gitarren.In den 30er-Jahren ging der Trend hin zu immer größeren Bodies, um den Gitarristen auch in einer Bigband eine vernehmbare Stimmgewalt zu verleihen. Gitarrenverstärker gab es zu dieser Zeit ja noch nicht. Hersteller wie Gibson, D’Angelico, Stromberg und andere lieferten sich geradezu einen Wettlauf um den voluminösesten Korpus. Mit der von Elmer designten Stromberg Master400 erreichte dieser Trend seinen Höhepunkt. Das Instrument beeindruckte nicht nur mit seinem kräftigen Klang, sondern auch mit einer Zargenbreite von satten 19“ und einer Korpusgröße, die an ein Cello erinnert. Seine Handhabung war eine Herausforderung. Dennoch warenviele namhafte Gitarristen wie etwa Freddie Green, der bei Count Basie spielte, seinerzeit leidenschaftliche Stromberg-Anhänger. Die Master 400 gilt bis heute als Inbegriff großvolumiger Jazz-Gitarren der 30er und 40er-Jahre und erzielt inzwischen Liebhaberpreise im deutlich fünfstelligen Bereich. Leider verstarbens owohl Charles als auch sein Sohn Elmer 1955 kurz hintereinander. Bis dahinwurden wohl nicht mehr als etwa 700 Gitarren in Handarbeit gefertigt.
Stromberg, Teil II
Schnitt! Scotty, beame uns jetzt ins 21. Jahrhundert. Hier nämlich beginnt die Stromberg-Story von neuem. Larry Davis, Eigentümer der Gitarrenzubehörgroßhandlung WD Music Products mit Sitz in Florida(USA), wollte sich ein kreatives Hobby zulegen. Ausdiesem Grund erwarb er Ende der 2000er-Jahre die Rechte am Markennamen Stromberg und brachte wenig später die drei Archtop-Modelle Montreux, Newport und Monterey auf den Markt. Davis erkannte jedoch rechtzeitig, dass es wohl keinen Sinn macht, reine Kopien der wohl bekanntesten Jazz-Gitarrender 30er- und 40er-Jahrewiederzubeleben – und lag damit sicherlich richtig. Bei einem solchen Unterfangen hätte er nur verlieren können. Vielmehr konzentrierte er sich darauf, neue Instrumente mit hohem Qualitätsniveauzu konstruieren und diese zu einem vergleichsweisegünstigen Preis anzubieten. Dabei sollte natürlich das Vintage-Feeling auf keinen Fall zu kurz kommen. Ihm war und ist viel daran gelegen, dass sich seine Gitarren dem großen Namen „Stromberg“ als würdig erweisen. Die erste Gitarre aus der neuen Stromberg-Schmiede von Larry Davis war die mit vielen Vintage-Elementen versehene Montreux. Auf Kundenanfrage folgte dann eine Archtop ohne Cutaway ,die Newport und schließlich die Monterey mit Doppel-Cut. Sehr hilfreich beim Bau seiner Gitarren war die Tatsache, dass Larry auf eine Fülle von Gitarrenzubehör aus seinem Großhandel zurückgreifen konnte. Damit alleine war er aber nicht zufrieden. Er überredete einige seiner Zulieferer zu Sonderanfertigungen, die den individuellen Touch seiner Gitarren und die Nähe zu den Originalen unterstreichen sollte. Tatsächlich wählt Larry sämtliche Einzelteile für die Strombergs selbst aus und schickt diese nach Korea, wo die Gitarren dann zusammengebaut werden. So stellt er sicher, dass nur ausgesuchte Komponentenverwendet werden und die Produktionskosten dennoch im Rahmen bleiben. Die aus Korea kommenden Gitarren werden in Florida noch einmal kontrolliert und bei Bedarf nachgearbeitet und nachjustiert. Larry möchte absolut sicher sein, dass nur hochwertige Instrumente sein Haus verlassen. [...]
Den ganzen Testbericht gibt es im guitar Magazin Ausgabe 04 / 2020