Electro Harmonix Triangle Big Muff Pi (Test)
Kein Effektpedal hat derartigen Kult wie die unterschiedlichen Versionen des Big Muff Pi. Mit der Neuauflage der Triangle-Version ist Electro-Harmonix nun sogar den Anfängen der eigenen Firmenhistorie auf der Spur.
Der erste produzierte, von Bob Myer und Mike Matthews entwickelte Big Muff Pi ist aufgrund seiner Regleranordnung als Triangle-Version berühmt geworden. Und zweifelsfrei ein klanglicher Meilenstein im Pedalbereich! Entsprechend gesucht und kostspielig sind die Originale, die zwischen 1969 und 1973 in New York produziert wurden. Grund genug für den umtriebigen Hersteller, diesen Klassiker neu aufzulegen.
Das robuste Pedal findet nunmehr in einem erfreulich kompakten Gehäuse Platz und ist nach dem Green Russian und Op-Amp bereits die dritte Big-Muff-Variante in diesem Jahr. Neben den obligatorischen Reglern Volume, Sustain und Tone verfügt das Pedal über eine True-Bypass-Schaltung sowie eine Status-LED für den Fußschalter. Das Gehäuse muss zum Batteriewechsel aufgeschraubt werden, lässt sich aber auch mit einem optionalen Standardnetzteil betreiben.

Es wäre es falsch, vom Sound des Originals zu sprechen, denn der erste Big Muff Pi durchlief multiple Schaltungsrevisionen. Laut EHX hat der zuständige Entwickler mehrere Modelle aus den Jahren 1969 bis 1971 miteinander verglichen und deren spezifische Stärken vereint. Ohne dabei die generelle Schaltung infrage zu stellen. Insofern handelt es sich bei der Reissue um eine subjektiv abgestimmte Interpretation dieser Pedale, nicht jedoch um eine Eins-zu-eins-Kopie eines spezifischen Modells. Ein legitimer Ansatz, diese Schaltung wiederzubeleben.
Der Triangle Big Muff hat einen Fuzz-artigen Zerrcharakter, klingt also nicht unbedingt nach echter Röhrenverzerrung. Ein satter Crunch ist bereits bei der Nullstellung des Sustain-Reglers gegeben, weshalb reine Boosts nicht umsetzbar sind. Schnell nimmt die Zerrintensität deutlich zu, steigert sich aber im weiteren Verlauf des Regelwegs nicht mehr drastisch. Am ehesten gehört der Triangle Big Muff daher vor einen sauberen oder leicht angezerrten Verstärkerkanal.
Inwieweit der Ton fett und warm ausfällt, bestimmt der effektive Tonregler. Links von der Mittelposition klingt es für meine Begriffe zu dumpf. Rechts davon hat man aber noch genug Spielraum für die richtige Abstimmung von Bässen, Wärme und einer Schärfedosierung in Anpassung an das Instrument und den Verstärker.
Hohe Definition sollte man nicht erwarten. Stattdessen gibt eine fette, diffuse Zerre mit klarem Vintage-Charakter und guter Durchsetzungsfähigkeit. Im Bassbereich fällt der Triangle Big Muff eher fett aus. Nicht straff, sondern eher bauchig. Insbesondere Riffs erhalten ein gewisses Wummern, was Liebhabern von Vintage- und Stoner-Sounds und Doom sicher gefällt. Für besonderere Geschmäcker kann ich mir den Triangle Big Muff auch in Kombination mit einem Bass vorstellen.
Die herausragende Eigenschaft ist jedoch das massive hinzugefügte Sustain, das dieses Pedal zu einer guten Wahl für Melodielinien macht. Dabei lässt sich über den kräftigen Ausgangspegelregler durchaus ein Soloboost realisieren.
EHX legt den Triangle Big Muff Pi zu einem attraktiven Preis neu auf. Dabei darf man sich über ein fettes Pedal mit Vintage-Charakter freuen, der insbesondere Einzelnoten ein herrliches Sustain verleiht. Aufgrund der zahlreichen Varianten des Big Muff dieser Ära wird die Neuauflage sicher nicht den Hunger echter Sammler nach einem speziellen Original stillen. Dafür kann man sich dieses Pedal direkt aufs Board klemmen und loslegen …
Effekttyp: Distortion
Stromversorgung: 9V-Batterie/-Netzteil (optional)
Empf. VK-Preis: 109 Euro
Electro Harmonix
Text: Ulf Kaiser