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Axel Rudi Pell (Interview)

In Bochum hat der Heavy Metal einen Namen: Axel Rudi Pell. Seit den Siebzigern widmet sich der Gitarrist aus dem Pott den harten Klängen, dieses Jahr erscheint sein 18. Studioalbum Sign Of The Times. Wir haben mit ihm gesprochen – über die Platte, über sein Equipment und darüber, wie er noch Neues lernt ...

Axel Rudi Pell Band Shot
Foto: Steamhammer/SPV

Axel, du wirst dieses Jahr 60.
Axel Rudi Pell: Das Gespräch ist beendet. (lacht)

Na, als erfolgreicher Metal-Musiker zu altern, dürfte doch nicht so schlimm sein. Warum, glaubst du, haben die Leute immer noch Lust auf deine Musik?
Das liegt daran, dass ich keinen Song veröffentliche, hinter dem ich nicht zu hundert Prozent stehe. Die Leute erkennen, dass es mir immer noch Spaß macht. Das Feuer ist noch da. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich neue Songs komponiere, und mich das Ergebnis überzeugt. Das finde ich einfach großartig.

Mit Sign Of The Times erscheint am 24. April dein 18. Album. Wie sah das Songwriting diesmal aus?
Ich setze mich nie hin und komponiere zehn oder zwölf neue Lieder auf einmal. Das funktioniert einfach nicht. Bei mir läuft das anders: Ich nehme alles sofort auf. Dafür benutze ich den Voice-Recorder auf meinem Smartphone. Auf diese Weise komponiere ich quasi dauernd. Teilweise sammeln sich so bis zu 200 oder 300 Ideen an. Irgendwann setze ich mich hin und füge die einzelnen Fragmente zu Liedern zusammen. Darum kümmere ich mich etwa vier Monate, bevor es ins Studio geht, um die Songs einzuspielen.

Und wie sah die Produktion im Studio aus?
Das geht bei uns eigentlich relativ schnell. Ich nehme zuhause Demos auf, spiele Gitarrenspuren ein, arbeite Soli aus, überlege mir Bassspuren, schaue mit dem Zwei-Finger-Suchsystem nach Keyboardmelodien, singe, lege die Geschwindigkeit fest und und und… Die Musiker, die das nachher im Studio einspielen, müssen dann nicht mehr rumraten, was sie wie machen könnten. Die reine Aufnahmezeit lag diesmal bei drei Wochen und danach haben wir auch relativ schnell gemischt und gemastert.

Wieso hast du den Albumtitel Sign Of The Times ausgesucht?
Normalerweise schreibe ich Texte über relativ mystische Sachen oder Themen aus dem Mittelalter. Diesmal habe ich mir gedacht: Die Welt befindet sich stark im Wandel und es gibt viele Themen, über die gerade gesprochen wird. Klimawandel, Religionskriege, was auch immer. [Die Ausmaße, die die Coronakrise annehmen würde, waren zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht klar – Anm. d. Autors] Eigentlich ist es schon zwei Minuten nach Zwölf. Das sieht man auch auf der Totenkopf-uhr auf dem Cover. Es geht aber nicht nur um solche Themen, sondern es gibt auch eine Liebesballade und andere Inhalte.

Erzählst du uns etwas über dein Studio-Equipment?
Ich benutze schon seit etlichen Jahren Engl-Amps. Ich habe viel mit dem Powerball 1 gemacht und habe natürlich auch die passenden Boxen dazu. Was die Gitarren betrifft, benutze ich ausschließlich die Fender Stratocaster. Zum einen hatte ich ein Yngwie-Malmsteen-Signature-Modell dabei, das vorletzte. Es gibt ja insgesamt drei Stück. Ich habe alle, aber für dieses Album habe ich das zweite benutzt. Dann hab ich mehrere 1960-Reissues und sogar eine Voodoo-Strat von Fender verwendet. Die wurden nachträglich alle gescallopt. Ich spiele nur mit gescallopten Griffbrettern, außer bei Rhythmusgitarren. Wenn man das bei Rhythmusgitarren macht, kann es schonmal sein, dass die Töne wegen der Hohlräume schief klingen, weil sich die Saiten verziehen. Als Rhythmusgitarre habe ich eine American Standard Strat verwendet.

Und welche Pickups verwendest du?
Ich benutze DiMarzio-HS3-Pickups. Die sehen aus wie Singlecoils, sind aber Humbucker, bei denen die Spulen übereinander liegen. Das sieht für mich besser aus. Ich stehe auf den Singlecoil-Look, mag aber diesen „halben“ Humbucker-Sound. Normale Singlecoils haben einen Output von ungefähr 60 [Millivolt], Humbucker liegen bei 120. Die doppelspuligen haben einen Output von 90, liegen also genau dazwischen.

Und deine Effekte?
Bei den Engl-Sachen habe ich teilweise noch einen Tube Screamer von Ibanez dazwischengeschaltet. Der macht aber nur ein bisschen Attack und sorgt nicht für ultra-viel Zerre. Als Zusatzgerät habe ich einen älteren Pod XT von Line 6 benutzt – diese „rote Niere“, wie ich immer sage. Mein Toningenieur nennt den Pod immer „Fischkiste“. (lacht) Darin sind meine Sounds schon gespeichert, zum Beispiel, wenn es um ein Solo geht. Wir haben im Studio eine gute Mischung aus dem Engl-Sound, dem natürlichen Klang der Gitarre und der „Fischkiste“ gefunden. Das ist im Großen und Ganzen alles. Natürlich sind da noch ein paar EQs drauf und mein Toningenieur hat ein paar Booster dazugefahren, aber wie die nun alle heißen: keine Ahnung. (lacht)

Warum spielst du am liebsten auf der Stratocaster?
Ich bin zur Musik gekommen, weil ich Deep Purple im Fernsehen gesehen habe. Das war Anfang der Siebziger. Ritchie Blackmore hatte damals auch eine Stratocaster. Ich mochte die Form auf Anhieb. Später hab ich dann auch Jimi Hendrix gesehen, der hatte auch eine Strat. In meinem Umfeld haben viele von der Gibson Les Paul geschwärmt und meinten, dass ich die mal ausprobieren soll. Das habe ich getan und ich habe sogar eine hier. Die steht aber nur in der Ecke. Ich komme damit einfach nicht klar. Der Hals ist bei der Strat zum Beispiel ein anderer. Für mich als langjährigen Gitarristen, ist es schwieriger, auf einer Stratocaster klarzukommen. Auf einer Gibson spielt man schneller, aber auch unsauberer. Bei einer Strat ist es eine Herausforderung, die Töne so zu ziehen, dass sie nicht abkacken. Ich mag natürlich auch den Sound, weil er ganz anders klingt, als bei einer Les Paul oder einer SG.

Wie lernst du nach all den Jahren noch neue Sachen?
Eigentlich gar nicht. Musik höre ich in der Regel nur im Autoradio. Das mache ich immer an, weil ich da erfahre, wo in Bochum die Blitzer stehen. (lacht) Beim Hören denke ich manchmal: Das ist eine coole Melodie. Das auf einer Gitarre umzusetzen, wäre eine Herausforderung. Ich merke mir dann, wie der Song heißt, und versuche das zuhause. Und dabei kommen manchmal Techniken heraus, die ich vorher noch nie verwendet habe, aber das passiert relativ selten.

Text: Timon Menge

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