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Gary Moore – „Over The Hills And Far Away“ (Solo-Legends)

Dieser Song ist mittlerweile ein echter Rockklassiker geworden. Zurecht, denn die Komposition wartet gleich mit zwei Refrains auf. Zum einen mit dem gesungenen Chorus – aber eben auch mit dem Ohrwurm-artigen Instrumental-Thema ...

Gary Moore live on stage
Rob Verhorst/Redferns via Getty Images

In dieser Melodie aus dem Solo steckt im Prinzip auch schon das ganze Konzept des 1987 erschienen Albums Wild Frontier, auf dem sich auch „Over The Hills“ befindet: Celtic Rock heißt die Devise. Der gesamte Longplayer ist eine Hommage an die Heimat, des 1952 in Belfast geborenen und in Dublin musikalisch aufgewachsenen Ausnahmegitarristen. Und zugleich ist es auch ein Tribute an seinen im Januar 1986 verstorbenen Freund Phil Lynott.

Der Thin-Lizzy-Bandleader sollte urprünglich sogar den Gesang auf dem Titellied des Albums übernehmen. Traurigerweise kam es dazu allerdings nicht mehr – im Lied ‚Johnny Boy‘ gedenkt Gary Moore seines ehemaligen Bandkollegen, auf sehr anrührende Art und Weise. Mit dem legendären Black-Rose-Album von Thin Lizzy betraten die beiden schon 1979 den Pfad des Keltenrocks – das Titellied dieser Scheibe ist mein Hörtipp zum Tage für euch. Die musikalische Verwandtschaft zu „Over The Hills And Far Away“ ist deutlich erkennbar.

Patentrezept

Und ich muss ehrlich gestehen: mir gefällt das alles richtig gut! Genau genommen ist Wild Frontier sogar mein Lieblingsalbum von Gary Moore und ich bedaure es sehr, dass er auf den folgenden Veröffentlichungen nicht weiter in diese Richtung gegangen ist. Ich nehme im Übrigen stark an, dass die hier angerührte Rezeptur, bestehend
aus harten Riffs und irisch-folkig angehauchten Instrumentalthemen einige Bands stark inspiriert hat, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Man höre sich nur einmal die Nightwish-Coverversion unseres Titels an, hier wurde sogar das Solo gecovert. Die Damen und Herren haben recht genau hingehört, was prinzipiell ja immer löblich ist ... Das Solo ist aber auch eines dieser Soli, die man gar nicht viel anders spielen kann, darf oder will als im Original. Ich nenne das gerne das „Hotel California“-Syndrom – bei dem Song will auch niemand eine andere, und sei es eine noch so innovative, Herangehensweise an das Solo hören.

Leads am Fließband

Gary Moore produzierte in seiner Karriere solche Signature-Lead-Parts am Fließband. „Parisienne Walkways“, „Empty Rooms“, „The Loner“ oder „Still Got The Blues“ um mal nur einige zu nennen. Er tat das immer mit seinem unglaublich schönen Ton und einem erstklassigen Gefühl für schöne Melodien. Damit gestaltete er zweifelsohne auch den Lead-Part zu „Over The Hills“. Wir haben für euch ein Live- Solo von Gary Moore zu dem Titel aufbereitet, auch um zu zeigen, wie man ein bestehendes Solo um einige Licks erweitern kann, ohne dabei die Erwartungen der Zuhörer zu enttäuschen.

Ganz im Gegenteil: dieser Freiraum macht die Sache für Spieler und Zuhörer spannend. Etwas das Mr. Moore übrigens immer gemacht hat: er hat seine Soli immer ein bisschen anders gespielt und nie schlechter. Ich habe den Herrn einmal live erlebt – bei Monsters of Rock in der Corridors-Of-Power-Phase, also auf dem Höhepunkt seiner Hardrock-Zeit, und ich war total beeindruckt. Jedes Solo war besser (und natürlich länger und lauter) als auf Platte – der Ire war ein echtes Live- und Bühnentier.

Unser Legends-Solo ist in E-Moll gehalten und startet mit einer Variation des Instrumental-Choruses. Vielleicht lohnt sich an dieser Stelle ein kurzer analytischer Blick auf diesen Teil. Warum klingt der keltisch? Sollte das etwa sein, weil der Gitarrist sich eine „Erkeltung“ zugezogen hat? Natürlich nicht.

Einfache Antwort: wegen der None, in unserem Fall also das Fis. Der Ton wird durch das Stilmittel des Trillers jeweils hervorgehoben, wenn er auftaucht – bitte schaut euch die Noten hier einmal genauer an. Und hört bewusst auf die Wirkung der None – die klingt sowas von irisch, da hört man das Guiness schon fast aus dem Zapfhahn strömen. Merke: Moll-Pentatonik plus None, mit der Tonleiter haben die Kelten alle ihre Songs geschrieben – vermutlich.

Die Rhythmik des Tracks ist komplett triolisch, Achteltriolen bei Tempo 126 sollten machbar sein, bitte wie immer bei langsameren Tempi zum Metronom üben. Der eigentliche Leadpart beginnt mit einer Whammy-Bar-Attacke. Der Hebel wird im Triolenfeel nach unten gedrückt, dieses Stilmittel hat Gary Moore wohl aus seiner Hardrock-Phase mitgenommen.

Gitarren-Beruhigung

Genauso wie seine beiden Charvel-Gitarren mit EMG-Humbuckern und Floyd-Rose-Tremolo, die er nach eigenen Angaben hier benutzt hat. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Gary Moore der damalige Besitzer der legendären Les Paul von Peter Green war. Aber irgendwie auch beruhigend, dass er in dieses Edelstück kein Tremolosystem reingefräst hat, um seine Whammy-Tricks zu bewerkstelligen. Sein alter 1971er 100-Watt-Marshall durfte allerdings bei der Produktion dabei sein, angefeuert von einem Ibanez TubeScreamer. Es folgt nach einer abwärts gespielten E-Moll-Phrase ein wiederum recht folkloristisch klingendes D-Dur-Arpeggio.

Der Show-Off-Moment sind dann die Sextolenhammerings unter Miteinbeziehung der leeren G-Saite. Dieses Gimmick taucht auf der Scheibe öfter auf, sieht schwerer aus als es ist. Übungstipp: Spielt die ganze G-Dur- (= E-Moll-)Tonleiter mit den Hammerings auf der G-Saite und macht das auch mit G-Dur- und E-Moll-Arpeggien (Akkordtönen). Für den abschließenden Climax braucht ihr dann lediglich eine schnelle rechte Hand für die Tremolos und eine Gitarre mit 22 Bundstäben! Das sollte doch alles im Bereich des Möglichen sein, hoffe ich, und wünsche viel Spaß beim Üben und Spielen.

Immer mit ein wenig Melancholie, bei mir ist das jedenfalls so, denn ich hätte den Mann gerne nochmals live erlebt. Aber heute folgen wir ihm noch einmal „Over The Hills And Far Away“, gerne auch bis hinter die Wild Frontier. Das ganze Album ist nämlich äusserst hörenswert!

Text: Hermann Skibbe
Foto: Rob Verhorst/Redferns via Getty Images


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