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Jan Hoffman/Long Distance Calling (Interview)

Die Postrocker von Long Distance Calling haben mit How Do We Want To Live? treffsicher das stärkste Alben ihrer Karriere vorgelegt. Postrock trifft auf Pink Floyd und moderne Samples auf ein gesellschaftskritisches Konzept. Wir schnappten uns Basser Jan Hoffmann und horchten mal Konzept- und Gear-technisch nach …Euer Album ist sound-technisch ebenfalls ganz großes Kino. Wie ist der Sound zum neuen Album entstanden, und was war anders im Vergleich zu euren anderen Alben?

Long Distance Calling Band Shot
Foto: Andre Stephan

Jan, wie geht es dir mit dem neuen Album?

Jan Hoffmann: Wir haben viel zu tun gerade. Interview-, Social-Media-Action und nebenbei haben wir Gottseidank wieder angefangen als Band zu proben – nach der ungewissen Corona-Anfangszeit, in der das nicht möglich war. Es ist gerade viel los, wir können uns nicht beklagen.

Wir haben einmal mehr den Produzenten gewechselt. Das ist bei uns fast schon ein bisschen zur Tradition geworden. Dieses Mal haben wir mit Arne Neurand in den Horus Sound Studios und dem Tessmar Studio in Hannover gearbeitet. Gerade das Tessmar Studio ist ein unfassbar gutes Studio fürs Schlagzeug.

Warum?

Die haben dort allein dafür einen Raum, der so groß ist wie eine Scheune. Der Raum ist dementsprechend
super ausgestattet. Und auch wenn das hier ein guitar-Interview ist, unserer Meinung nach steht und fällt der Sound einer Platte immer mit dem Schlagzeug. Das ist das Fundament einer Platte. Und deswegen wollten wir den Sound auch so gut hinbekommen wie nur möglich. Das ist im Übrigen auch unsere erste Platte ohne Schlagzeug-Samples. Unser Drummer Janosch hat dieses Mal alles selber eingespielt.

Wo habt ihr die Gitarren aufgenommen?

Die haben wir wieder bei unserem Gitarristen David Jordan in dessen Soundranger Studio aufgenommen. Und unser Produzent Arne hat sich wiederum so sehr in den Sound hineingekniet, dass am Ende meiner Meinung nach tatsächlich die vom Sound her am besten klingende Platte von Long Distance Calling herausgekommen ist.

Eure Songs sind im Vergleich zu vorherigen Alben kompakter und deutlich unter 10 Minuten ausgefallen. habt ihr euch vorgenommen, sie nicht zu krass zu „verjammen“?

Ich bin da eher so

der „Simple Man“

Nee … das ist einfach so gekommen. Irgendwann am Ende des Songwriting-Prozesses gab es sogar mal die Überlegung noch mal einen richtig langen Song zu machen. Da sind am Ende dann aber noch mal zwei mittellange Songs draus geworden.

Konzeptionell geht es bei euch um das Thema künstliche Intelligenz. Ihr habt das erstaunlich gut als instrumentale Band mit Voice-Overs und Samples eingebaut. Wie kann man sich den Entstehungsprozess hierzu vorstellen?

Long Distance Calling Jan Hoffman Gear Bass
Foto: Jan Hoffmann

Es ist ja immer so die Frage nach dem Ei und dem Huhn. Dieses Mal war es tatsächlich so, dass das Konzept zu How Do We Want To Live? zuerst da war und wir dann Musik dazu geschrieben haben. Bei diesem Zukunfts-Konzept war uns das Einbinden elektronischer Elemente von Beginn an wichtig. Angefangen hat alles im September letzten Jahres im Rahmen einer besonderen Kinoveranstaltung in Köln. Das war kein normales Konzert, sondern wir haben den Abend musikalisch begleitet. Es gab spannende Sprecher an dem Abend – unter anderem einer von Wiki-Leaks.  Es ging dabei hauptsächlich um das Thema Zukunft und auch künstliche Intelligenz. So fing das alles an.

Das fanden wir als Thema sehr spannend. So war das im Grunde der Startschuss für das Songwriting zum neuen Album – und die Tatsache, dass wir plötzlich feststellen mussten, dass wir sehr lange mit der letzten Platte Boundless auf Tour gewesen sind. Da wurde blitzartig klar, dass wir mal so langsam mit einem neuen Album in die Pötte kommen sollten … [lacht]

In welchem Zeitraum ist die Platte entstanden?

Wir haben schon bei Boundless festgestellt, dass es gut für eine Platte ist, wenn wir uns dafür nicht ewig Zeit lassen. Das führte bei den Alben Trips und The Flood Inside beispielsweise dazu, dass sie am Ende etwas zerfahren klangen. Wir haben das aktuelle Album ganz stringent in einem Zeitraum von drei bis vier Monaten aufgenommen, und in der Zeit davor Hardcore daran geschrieben und geprobt. Das lief alles sehr fokussiert ab. Und das war gut so.

Kommen wir mal zu deinem Sounds. Wie setzt sich dein Bass-Sound zusammen?

Ich finde, dass der Bass-Sound auf der neuen Platte noch nie so gut war wie jetzt. Bei Produzent Arne ist der Bass nie nur „Beiwerk“ um den Sound „untenrum“ ein bisschen aufzufüllen. Ihm ist der Bass-Sound total wichtig. Das hatte mir schon unser Drummer Janosch berichtet, der zuvor im Rahmen seiner Band Zodiac schon mal mit Arne Neurand zusammengearbeitet hatte. Das machte mich zu Beginn zwar etwas nervös, weil ich wusste, dass der Produzent dann extrem darauf achtet, wie ich den Bass einspiele. Und dann hat er auch noch das absolute Gehör und dieses supergenaue Stimmgerät. Und nachdem man dann gefühlt eine Stunde gestimmt hat, stimmte alles und das hört man auch … [lacht]

… und Gear-technisch …

Neben meinem Fender Preci und dem Jazzbass habe ich im Studio auch mal einen Music Man verwendet. Der Zerrsound kam unter anderem direkt von meinem Mesa/Boogie-Big-Block-Amp. Zusätzlich habe ich zwei Darkglass-Pedale aus Finnland benutzt. Zum einen das Alpha Omega und das Alpha Omicron Bass Distortion. Ersteres benutze ich für meinen Grund-Bass-Sound und das Distortion noch mal für richtigen Zerrsound. Deswegen klingt auf dem Album ein Song wie „Ashes“ so richtig schön kaputt angezerrt und gleichzeitig super luftig. Der Song ist gerade wegen dieser unterschiedlichen Sounds zu einem meiner Lieblings-Songs auf der Platte geworden. Der Bass-Sound ist trotz Zerre noch da. Bei Bass-Verzerrern passiert es ja leider oft, dass du auf ein Pedal trittst und dann ist der Bass weg. Dann ist untenrum plötzlich gar nichts mehr und es kriselt nur noch so ein bisschen. Und das passiert bei dem Dark Class einfach nicht.

Würdest du dich als Gear-Freak bezeichnen?

Also ich bin da eher so der „Simple Man“. Ich möchte meine Sounds so einfach wie nur möglich haben. Wir haben so viele verschiedene Gitarrensounds bei LDC, da muss es überschaubar bleiben. Deswegen kommt bei mir meist nur ein Kompressor, ein Verzerrer und hier und da maximal mal mein Hardwire DL-8 Delay/Looper zum Einsatz. Das war es eigentlich schon.

Long Distance Calling Jan Hoffman Gear Pedals
Foto: Jan Hoffmann

Apropos Delay-Sounds: beim Song „Curiosity (Part 2)“ kann man sogar ein paar coole Pink-Floyd-Momente erleben …

Ja, du meinst den Einstieg zu „Curiosity (Part 2)“. Lustigerweise fallen diese beiden Worte im Zusammenhang mit der neuen Platte grad immer wieder. Dieses Pink-Floyd-Ding scheint da schon ein bisschen auf uns abgefärbt zu haben …

Habt ihr live im Studio aufgenommen, oder klassisch Instrument für Instrument?

Dieses Mal sind wir ganz klassisch vorgegangen. Die Drums von Janosch kamen zuerst dran, und sind komplett im Raum vom Tessmar Studio aufgenommen worden. Dann kam ich direkt mit dem Bass hinterher, dann die Gitarren, Cello und zum Schluss der ganze Elektro-Kram.

Das ist abgefahren, weil sich trotzdem alles sehr dynamisch anhört, was sich ja bei dieser klassischen Aufnahme-Methode nicht immer ereignet …

Ja, da achtet unser David Jordan akribisch drauf, dass wir uns immer schön an der Dynamik des Schlagzeugs orientieren und nicht am Klick.     

Marcel Thenée

Bildcredit: Andre Stephan, Jan Hoffmann

Dieses und noch viele weitere Interviews könnt ihr in guitar Ausgabe 7/20 lesen!

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