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Steve Morse/Deep Purple (Interview)

Mit Whoosh! liefern die Hardrock-Legenden von Deep Purple ihr mittlerweile 21. Studioalbum in über fünfzig Jahren Musikkarriere ab und präsentieren sich abwechslungsreicher denn je. Daran ist Star-Produzent Bob Ezrin nicht ganz unschuldig, mit dem man bereits zum dritten Mal in Folge zusammenarbeitete. Wir haben Gitarrist Steve Morse zum neuen Album ausgequetscht.

Deep Purple Band Shot
Foto: Ben Wolf

Hallo Steve, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Corona hat ja dein Leben wie das von vielen anderen Menschen weltweit beeinflusst. Wie hast du die Zeit während des Lockdowns verbracht?
Steve Morse: Wir hatten mit Deep Purple im März unseren vorerst letzten Gig in Mexiko auf einem Festival gespielt. Dann ging es für mich zurück nach Florida, wo ich wohne. Aber ich habe das Haus für zwei Wochen nicht betreten, sondern habe erstmal unseren Wohnwagen bezogen. Meine Frau hat mir dann immer wieder Nachschub vorbeigebracht. Ich kam mir vor wie ein Aussätziger mit Lepra. Als die Informationslage über die Krankheit dann etwas besser wurde, haben wir beschlossen, mit ausreichend Sicherheitsabstand zusammen Zeit im Freien zu verbringen und haben jeden Abend gemeinsam Fernsehen geschaut. Das Verrückte ist ja, dass – seit ich bei Deep Purple bin – wir in den letzten 20 Jahren noch nie so lange pausiert haben und nicht auf Tour waren. Und wenn wir mal nicht am touren waren, haben wir entweder an einem Studioalbum gefeilt oder andere Projekte vorbereitet. Natürlich habe ich trotzdem auch jede Menge gearbeitet, da ich ja praktisch sehr viel Zeit in meinem „man cave“ verbracht habe und das auch noch immer tue.

Deep Purples letztes Studioalbum InFinite hatte ja noch einen sehr melancholischen Unterton, von dem viele Fans dachten, dass es euer letztes Album sein könnte. Mit eurem neuen Album Whoosh! seid ihr wieder zurück und wirkt vitaler denn je. Wie kam es dazu?
Wir tun uns einfach schwer aufzuhören. Nach der „Long-Goodbye“-Tour kommt wohl als nächstes „The-Hundred-Year“-Tour. (lacht) Aber mal im Ernst, wir arbeiten einfach gerne zusammen. Obwohl ich die Menschen in meinem Arbeitsumfeld gern daran erinnere, dass sie die Musik nicht zu ernst nehmen sollen. Obwohl man natürlich sein Handwerk als Professioneller beherrschen sollte, ist es wichtig, dass die Musik und der Akt des Erschaffens nicht deprimierend sein sollten. Die Jungs sind ja etwas älter als ich und ich dachte immer, dass sie sich irgendwann mal ihrem Alter entsprechend verhalten. Falsch gedacht! Die leben am Schluss bestimmt noch viel länger als ich, das sind einfach Aliens! (lacht)

Nach Now What?! und InFinite habt ihr jetzt bereits das dritte Mal mit Bob Ezrin (Pink Floyd, Alice Cooper, Kiss) als Produzenten zusammengearbeitet. Warum habt ihr euch wieder für ihn entschieden?
Bob versteht Musik im Allgemeinen und besonders unsere Musik sehr gut. Er hat die Situation immer im Griff und dabei den vollen Überblick, egal was gerade passiert. Auch wenn wir am diskutieren sind, in welche Richtung welcher Song gehen soll, hat er kein Problem damit, seine Meinung zu äußern und den Ton anzugeben – das ist unglaublich hilfreich. Gleichzeitig ist er aber auch sehr gut darin, das Maximum aus jedem Einzelnen rauszuholen – und weit darüber hinaus. Außerdem kommt er auch richtig gut mit Ian Gillan klar.

Welchen Einfluss hat er auf euren Sound, wie es andere so wohl nicht könnten?
Er hat nun mal von jedem Song eine ganz klare Vision. Er biegt buchstäblich alles so hin, dass es dem Song gerecht wird. Wenn ich zum Beispiel ein Solo spiele, bei dem ich mich in meiner Komfort-Zone bewege und wohl fühle, kommt von ihm nur: „Das klingt ja ganz nett, Morse, aber das habe ich alles schon mal gehört. Gib mir das, was der Song braucht!“

Was geht dir in dem Moment durch den Kopf – „Ich bringe ihn um!“?
(lacht) Natürlich ist das manchmal etwas frustrierend, er ist eigentlich wie ein Coach, der dich so richtig ran-nimmt. Aber am Ende des Tages bist du mit seiner Arbeit zufrieden, da du dich durch ihn deutlich verbessert hast. Aber in dem Moment, wo er seine Peitsche schwingt, denkst du da etwas anders drüber.

Ihr bewerbt ja Whoosh! mit den Worten, dass das Album den Begriff „Deep“ zurück in Deep Purple bringt. Was hast du dazu beigetragen?
Ich habe schon immer Ideen eingebracht, die mehr als einen einzigen und eindimensionalen Input darstellen. Ich denke mir nicht, dass ich jetzt einen Hardrock-Song abliefere, der perfekt zur Band passt, sondern werfe Ideen in den Ring, die meiner Meinung nach einfach gut klingen und überlasse es dann den anderen, wie abenteuerlustig sie sein wollen. Da bin ich dann natürlich sofort dabei. Aber alles in allem bringe ich zehnmal mehr Ideen ein, als letzten Endes auf dem fertigen Album zu hören sind. Wir setzen unsere Songs aus verschiedenen Ideen zusammen. Roger hat schon immer viele Ideen, Jon Lord war genau so, Don Airey sowieso. Besonders bei „Nothing At All“ war es überraschend, da Ian Gillan auf den Song bestanden hat und er sich eigentlich schwer in unserem bisherigen Sound einordnen lässt. Don und ich haben mit klassischen Ideen um uns geworfen und heraus kam schließlich dieser Song.

Wenn ihr solche Song-Ideen habt, überlegt ihr euch dann auch, ob sie zum Klangbild und zur Erwartung der Fans an Deep Purple passt?
Ich mag Songs, die Überraschungen haben, dahingehend gibt es ja auch sher viele unterschiedliche Meinungen. Also etwa, dass man einfach nur die Art von Musik macht, für die man bekannt ist. Mir persönlich geht es damit genau gegenteilig, man sollte meiner Meinung nach das Selbstzitat nicht zu sehr ausreizen und seine eigenen Grenzen soweit es geht entdecken und erweitern.

Deep Purple Band Shot
Foto: Ben Wolf

Wie läuft denn bei euch das Songwriting ab?
Entweder jammen wir zusammen im Proberaum und Ian Paice zeigt uns ein Drum-Feel, das ihm gefällt und es kommt was Neues dabei raus. Wir bringen aber auch gerne unsere Demos mit, die wir zuhause aufgenommen haben oder sogar einfach mal nur ein Riff. So fangen wir eigentlich jeden Song an und schauen dann, wohin die Reise geht. Auf Whoosh! wäre das zum Beispiel recht ausgeglichen. Auch wenn Don und ich gerne den Songs Akkordfolgen überstülpen, die wir uns ausgedacht haben und besonders mögen.

Kommen wir zum Equipment. Experimentierst du viel?
Sagen wir es so, am ersten Tag kommt mein Gitarren-Techniker Tommy Alderson ins Studio, baut das Setup auf und geht dann wieder heim, das war‘s eigentlich! Für mich ist das recht simpel.

Welcher Effekt ist essentiell für deinen Sound, ohne den du keine Bühne betreten würdest?
Mein Stimmgerät! (lacht) Da ich ja sehr viele instrumentale Melodien spiele, wäre es wohl ein lang eingestelltes Delay, das mir am meisten fehlen würde. Auch wenn ich natürlich kein Problem hätte, ohne ein Delay aufzutreten, es würde mir doch sehr fehlen.  

Dieses Jahr jährt sich ja auch das legendäre Album In Rock zum fünfzigsten Mal und dann gehen die Jubiläen ja Schlag auf Schlag. Habt ihr dafür etwas geplant?
Das ist ja gar nicht so leicht, da wir ja erstmal ein neues Album zu bewerben haben! (lacht) Prinzipiell entscheidet Ian Gillan, welche Songs wir spielen, da er sie auch singen muss. Jetzt müssen wir aber erstmal wieder auf Tour gehen. Aber noch ist das ja nicht absehbar, wann es wieder losgeht.

Oliver Strosetzki

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