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Lazy Guitar: Arrangieren ist kein Hexenwerk

Seien wir ehrlich: Es gibt einfach viel zu viele Gitarristen. Deswegen landen in den meisten Bands auch zwei davon. Und oft genug weiß man nicht, wie man seine Killer-Riffs sinnvoll aufteilen soll. Deshalb gibt es diesen Monat vier Arrangement-Ideen für zwei Gitarren, die zwar nicht immer funktionieren – aber ziemlich oft.

Lazy Guitar workshop Arrangieren
Foto: Richard E. Aaron/Redferns via Getty Images

Beispiel 1: Gegensätze ziehen sich an

Wir legen los mit einem flächigen Pop-Rock-Arrangement, das ganz gut demonstriert, wie man eine möglichst breite Gitarrenwand hinbekommen kann. Das Prinzip: Die Rhythmusgitarre spielt ein Akkord-Riff auf den tiefen Saiten, die andere ein melodiöses Lead-Pattern auf den hohen. Ziel ist, ein möglichst dreidimensionales Gesamtbild zu erschaffen.

Das Riff der Rhythmusgitarre beginnt auf einem F#-Dur-Akkord, hier die fünfte Stufe von B-Dur. Dazu kommt ein G#m7 und ein E-Dur. Die andere Gitarre wiederholt in ihrem Pattern die Töne A#, B und F#, die zur B-Dur-Tonleiter gehören und als Dreiklang einen F#add4-Akkord ohne Quinte ergeben. In der Schlusswendung im letzten Takt kommt als „borrowed chord“– also ein Akkord, der eigentlich nicht zur Tonart gehört – ein A-Dur hinzu. Die hohe Gitarre geht erst hier mit den Akkorden der Rhythmusgitarre richtig mit.

Wichtiger als der harmonische ist jedoch der rhythmische Aspekt. Die tiefe Gitarre spielt ein eher unregelmäßiges Pattern, das mit geraden Achteln und einigen Synkopen arbeitet. Daher habe ich mich entschieden, den Part der Leadgitarre so regelmäßig wie möglich zu halten, um Struktur und Fülle ins Arrangement zu bekommen. Dafür eignen sich die geraden, durchlaufenden Achtel perfekt. Ein komplizierteres Pattern hätte das Ganze unruhig und hektisch wirken lassen.

Was man davon lernen kann: Gegensätze ziehen sich an – hoch und tief, kompliziert und einfach, regelmäßig und unregelmäßig. Das ist fast schon eine Grundregel des Arrangierens.

Beispiel 2: Oktavieren

Habt ihr ein cooles Singlenote-Riff erfunden und wisst nicht, was die andere Gitarre dazu spielen soll? Dann könnt ihr es einfach mal mit Oktavieren versuchen. Mein Beispiel dazu ist ein wenig an „Life in the Fast Lane“ von den Eagles angelehnt, das genau mit diesem Prinzip arbeitet.

Das Riff selbst steht in der E-Moll-Pentatonik. In den ersten drei Takten spielen beide Gitarren ziemlich exakt das Gleiche – die tiefe Rhythmusgitarre auf E-, A- und D-Saite, die hohe Leadgitarre vor allem auf D-, G- und B-Saite.

Erst im letzten Takt kleben beide nicht mehr ganz so fest aneinander – hier variiert die Leadgitarre ein wenig, was die Töne angeht, und fügt ein dreckiges Doublestop-Bending hinzu.

Was man davon lernen kann: Beim Arrangieren sollte man darauf achten, dass jedes Instrument seinen eigenen Platz im Frequenzspektrum einnimmt und gut vom anderen zu unterscheiden ist.

Beispiel 3: Ähnliche Rhythmik, andere Töne

Um die dritte Idee zu demonstrieren, habe ich euch ein kleines Funk-Arrangement eingespielt. Die Rhythmusgitarre spielt einen E7-Akkord in einem Rhythmuspattern, das gemeinhin als Bossa-Clave bekannt ist – auch wenn es sich in diesem Fall überhaupt nicht nach Bossa anhört. Dazwischen werden durchgehend Sechzehntel-Deadnotes gespielt. Wichtig für das Funk-Feeling ist es, den Akkord immer möglichst kurz klingen zu lassen.

Interessant wird es nun beim Riff der anderen Gitarre: Sie spielt zwar einen auf den ersten Eindruck völlig anderen Part. Beim genauen Hinhören werdet ihr allerdings feststellen, dass sie die Rhythmik der Rhythmusgitarre aufgreift und nur völlig andere Töne und Voicings spielt. Sie bluest in der E-Dur-Pentatonik herum und setzt dazu noch einen in diesem Zusammenhang mixolydisch klingenden D9-Akkord ein.

Was man davon lernen kann: Es ist ein oft genutzter Arrangement-Trick: Das Rhythmusinstrument lehnt sich rhythmisch an einen komplexen Lead-Part an, spielt allerdings wesentlich reduzierter und einfacher. Damit entsteht ein einheitlicher Groove, der beim Hören einen runden Eindruck hinterlässt.

Beispiel 4: Frage und Antwort

Zu guter Letzt habe ich euch ein kleines Hardrock-Riff in A eingespielt, das nach dem „call and response“-Prinzip funktioniert. Das bedeutet: Eine Gitarre spielt eine „Frage“, die andere Gitarre „antwortet“ darauf. In diesem Fall spielen beide Gitarren erst mal durchgehend abgedämpfte Achtel auf der leeren A-Saite. Gitarre 1 gibt im ersten Takt die „Frage“ vor, die einfach nur aus einem A5- und einem A7-Akkord besteht. Gitarre 2 „antwortet“ darauf im zweiten Takt mit einer kleinen Phrase, die aus einem G5- und D5-Akkord besteht. Im letzten Takt finden beide dann zu einer kleinen, bluesigen Schlusswendung zusammen.

Was man davon lernen kann: Klar, oft funktioniert es sehr gut, wenn beide Gitarren das Gleiche spielen. Das Frage-Antwort-Spiel ist aber ein kleiner Trick, der manches Riff gleich interessanter werden lässt. Der Vorteil an Arrangements wie diesem ist zudem, dass ihr den Part im späteren Songverlauf noch steigern könnt – indem beide Gitarren das Riff irgendwann unisono spielen.

Text: Michael Wagner

Bild: Foto: Richard E. Aaron/Redferns via Getty Images

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