Lazy Guitar - Schicke Schlenker für lahme Leadgitarren
Vor nichts fürchtet man sich als Solist so sehr, wie als „Nudler“ abgestempelt zu werden. Doch wie genau wird man einer? Ganz einfach: Durch uninspirierte Licks, denen die Melodie fehlt. In dieser Folge zeige ich euch daher sechs kurze Licks mit melodisch interessanten Versatzstücken, die ihr schnell in euer Spiel einbauen könnt – drei in Dur, drei in Moll.
Wir kennen sie alle: die Gitarristinnen und Gitarristen, die ihre Skalen rauf- und runterheizen, ohne dass sie jemals etwas damit ausdrücken. Statt auf Akkorde einzugehen und melodische Highlights zu setzen, wird einfach nur die Pentatonik in ein, zwei Patterns zelebriert. Klar: Gerade in der Improvisation ist es nicht so einfach, spontan auf gute Melodien zu kommen. Richtig Hirnschmalz wird verlangt, wenn man auf die Akkorde des zugrundeliegenden Tracks lecker ausspielen will – darauf ging ich bereits in einer anderen Folge Lazy Guitar ausführlich ein. Diesmal will ich den Ball etwas flacher halten und euch sechs Licks an die Hand geben, die auch ohne Kontext von Akkorden melodischen Sinn ergeben. Ich habe die Beispiele diesmal bewusst kompakt gehalten, damit euch die Quintessenz schnell klar wird. Alle stehen in den Tonarten D-Dur oder D-Moll. Mit etwas Kreativität könnt ihr die meisten darin enthaltenen Schlenker aber auch auf sämtliche Modes anwenden.
Beispiel 1 könnte eine gitarristisch angehauchte Version einer Kinderlied-Melodie sein – die ersten Töne sind tatsächlich identisch– die ersten Töne sind tatsächlich identisch mit „When The Saints Go Marching In“. Vor allem kommt es mir hier allerdings auf den schnellen Hammer-On-Schlenker zwischen Quart und Terz in der zweiten Hälfte des zweiten Takts an. Diesen habe ich mittlerweile so verinnerlicht, dass ich ihn in so gut wie jedem Dur-Solo gerne anwende. Eine solche Figur bietet sich vor allem an, wenn ihr eine schöne aber auch etwas banale Melodie dezent nachwürzen möchtet. Dafür könnt ihr ihn natürlich mit allen Tönen eurer Wahl spielen. Passt nur auf, dass ihr die Rhythmik zackig hinbekommt.
In Beispiel 2 hört ihr direkt im ersten Takt mein Lieblings-Sextenlick. Zugegeben: Sexten im Gitarrensolo klingen meistens recht bluesy. Sie passen allerdings über ziemlich viele Stilrichtungen, etwas Gespür und Geschmack vorausgesetzt. Der Witz sind hier die kleinen Slides, die dem Lick erst die richtige Würze verleihen – vor allem der Halbton-Slide vom 13. auf den 12. Bund. Habt ihr damit Schwierigkeiten, dürfte es vor allem an eurer Technik liegen. Ihr müsst darauf aufpassen, dass sich eure Greifhand zwar mit Schmackes am Hals auf- und ab bewegt, dabei aber nicht viel Druck auf die Saiten ausübt. [...]
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