Generation Shred: Cowboy Shred aus Texas
Am 8. Dezember 2004 verlor die Welt einen der prägendsten Musiker des modernen Metal-Zeitalters: Dimebag Darrell. Mit Pantera erreichte er Heldenstatus. Beeinflusst von Randy Rhoads und Eddie Van Halen standen die Vorzeichen auf eine Rock-Gitarristen-Karriere des Wunderkinds schon mal nicht schlecht!
Dimebags Gitarrenstil basiert auf eingängigen Riffs und virtuosen Soli – alles gepaart mit einer gehörigen Portion Aggression und purer Spielfreude. Er gehörte zu den wenigen Gitarristen, die sowohl songdienlich, ohne Egomanie und mit viel Musikalität in einer Band agieren, aber auch im passenden Moment brutale Licks der Kategorie Shred-Königsklasse aus dem Ärmel schütteln konnten. Wenn auch die Shows seiner Band Pantera ziemlich heftige Abrisse waren, so war seine Spieltechnik fast immer sauber und akkurat. Auf Präzision legte er bei all aggressiver Bühnenperformance stets großen Wert. Seine Soli bestechen durch gefühlvolle Bendings, schnelle Alternate-Picking- und Legato-Technik und längere Kombinationslicks aus beiden Techniken. Sehr selten sieht man ihn sweepen oder tappen. Als tonale Grundlage dient oft die Pentatonik-Skala, die er unter anderem durch die Blue-Note, die dorisch erhöhte oder aeloisch kleine Sexte, und die große (Dur-)Terz anreichert. Er agiert oftmals spontan improvisierend, doch einige Licks sind sicherlich in Grundzügen zurechtgelegt. Aufgrund seines hohen spielerischen Könnens kann Darrell auf ebenso hochklassigem Niveau improvisieren und gelernte Licks an den musikalischen Kontext anpassen. Um die Fundamente seiner Soli für euch abzubilden, haben wir euch Licks aus neun Songs der wohl wichtigsten vier Pantera Alben Cowboys From Hell (1990), Vulgar Display Of Power (1992), Far Beyond Driven (1994)und Reinventing The Steel (2000) zusammengestellt.
Beispiel 1: Bending-Licks
Dimebags Bendings wurden meist mit einemweiten und schnellen Vibrato aufgewertet. Zum Zielton zog er mal langsam und mal schnell, je nach Ausdruck. Bei ihm spielte immer ein Funke Übermut und Wahnsinn mit. Gemeint ist, dass er auch öfter mal über mehr als eineinhalb Ganztöne bendete und bei den Vibrati die Finger auf dem Griffbrett ordentlich wirbeln lies. Ihr solltet unbedingt auf die verschiedenen Arten von Dimebags Bendings in den Songs der folgenden Licks hören.
Beispiel 1.1 des Songs „Shattered“ beinhaltet einige Old-School-Rock-Licks, die in das Gewand von moderner Groove-Metal-Musik der'90er transformiert wurden. Außerdem ist das Tempo für diese Licks rasant und er spielt äußerst akkurat jeden Ton aus. Das Lick in „Mouth For War“ besticht durch ein sehr schnelles Bending, das sich gerade mal über eine 16tel-Note bei einem Tempo von 160 bpm erstreckt. Die kurzen Sextolen-Drills inmitten der 16tel-Eskapaden erzeugen eine zusätzliche Speed-Dimension.
Im Song „A New Level“ kommt er mit einem Lick daher, was man nicht kürzen oder abändern sollte, weil es ein perfektes und exotisch anmutendes Gitarren-Statement ist. Im Gegensatz zu den vorherigen Licks, die aus kurzen und sich wiederholenden Phrasen bestehen, haben wir es hier mit einem sich über zwei Takte erstreckenden Lick zu tun. Es überzeugt mit ungewöhnlich platzierten und schnellen Bendings. [...]
Den vollen Workshop mit noch mehr Gitarren-Noten gibt es im guitar Magazin Ausgabe 01 / 2020